"Wir haben doch nichts gewusst!" Dieser Satz war 1945 und später oft in Deutschland zu hören. Günther Smend, der heute vor 74 Jahren auf Geheiß Adolf Hitlers und seines willfährig von Roland Freisler geleiteten Volksgerichtshofes in Berlin-Plötzensee hingerichtet oder besser gesagt ermordet wurde, war einer der wenigen Deutschen seiner Zeit, die sich der grausamen Wahrheit über die Verbrechen Hitlers und seiner vielen Helfershelfer stellte und daraus die Konsequenz des aktiven Widerstandes zog.
Der 1912 in Trier geborene und in Mülheim aufgewachsene Offizier, wurde, wie seine Mitstreiter aus dem militärischen Widerstand um den Grafen Klaus Schenck von Stauffenberg, von seinem christlichen Glauben angetrieben, dem verbrecherischen Regime der Nationalsozialisten ein Ende zu setzen, und koste es das eigene Leben.
Der Widerstand gegen Hitler, den auch der in Heißen aufgewachsene Priester Otto Müller oder die Stadtverordneten Wilhelm Müller (SPD), Otto Gaudig und Fritz Terres (beide KPD) mit ihrem Leben bezahlen mussten, war der Überzeugung geschuldet, dass ein Deutschland nach Hitler nur dann vor Gott und den Menschen bestehen könne, wenn der Widerstand gegen Diktatur, Krieg und Holocaust auch aus seinen eigenen Reihen komme.
Insofern ging es Günther Smend, der vergeblich versuchte seinen Vorgesetzten im Oberkommando des Heeres, den Generaloberst Kurt Zeitzler, für den Widerstand gegen Hitler zu gewinnen, nicht nur um den Sturz des Diktators, sondern auch um ein moralisches Zeugnis für seine Landleute und für die Weltgemeinschaft. Auch wenn die Männer des militärischen Widerstandes, der von ihren Frauen mitgetragen wurde, nicht alle moderne Demokraten waren, sondern zum Teil auch ständischen und monarchischen Staatstraditionen anhingen, tut unsere heutige Demokratie angesichts ihrer extremistischen und populistischen Anfechtungen gut daran, sich an das Lebensbeispiel von Günther Smend mit 31 Jahren, seine Frau Renate und drei Kinder hinterließ, zu erinnern.
Ihr Beispiel und ihr Opfer müssen und auch heute und morgen Verpflichtung sein, Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Menschenwürde zu beschützen und zu verteidigen.
Aus gutem Grund erinnert einer der inzwischen weit mehr als 100 Mülheimer Stolpersteine vor Günther Smends Elternhaus im Luisental an sein Schicksal, an das sein Sohn Axel Smend als Gast in Mülheim auch an der Schule erinnert hat, an der sein Vater 1932 sein Abitur bestanden hat, dem heutigen Otto-Pankok-Gymnasium.
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