Die Journalistin Lisa Ortgies stellte im Medienforum des
Bistums ihr neues Buch vor und traf dabei den Nerv ihres Publikums
Witzig,
ernst und geistreich. So gewann Frau-TV-Moderatorin Lisa Ortgies im Medienforum
des Bistums die Herzen ihres mehrheitlich weiblichen Publikums, dem sie ihr
neues Buch „Ich möchte gerne in Würde altern, aber doch nicht jetzt“
vorstellte, ohne dass der Abend zur oberflächlichen Personality- und
Verkaufsshow geraten wäre. Im Gegenteil. Mit dem Schalk im Nacken und dem
ernsten Blick für das Wesentliche im Leben, hatte die 52-jährige Journalistin
nicht nur die Lacher, sondern auch die nachdenklichen Nicker auf ihrer Seite.
Das Alter der Journalistin
und zweifachen Mutter, die auch schon das Kulturmagazin des NDRs moderiert und
die Redaktion der Frauenzeitschrift Emma geleitet hat, darf man nennen. Denn es
ist Kern des Themas, das Ortgies ohne Wehklagen, aber mit sanfter Ironie in den
Fokus nimmt. Von ihrer Generation der Babyboomer, die heute zwischen 50 und 60
Jahre alt ist, wünscht sie sich weniger Jugendwahn und Selbstoptimierungszwang.
„Wir sollten öfter mal Stopp sagen und uns mehr in die Politik einmischen, die
dabei ist uns auf einen Kostenfaktor künftiger Rentner-Massen zu reduzieren,
obwohl wir doch zwischen Kindererziehung, Berufsleben, und Elternpflege die
Leistungsträger der Gesellschaft sind und ihr viel geben.“
Dass die Aufmerksamkeit der
Medienmacher, Werbestrategen und Arbeitgeber jenseits der 49 aufhört und 40-
bis 60-jährige Eltern meinen, mit ihrem Lebensstil mit ihren Teenager-Kindern oder
Enkeln in Konkurrenz treten zu müssen, findet Ortgies ebenso irrsinnig wie den
oft abschätzigen Blick den politische und wirtschaftliche Meinungsführer „auf
eine vermeintlich defizitäre und sich deshalb immer verändern müssende und
niemals bei sich ankommen dürfende Generation in der Mitte des Lebens.“
Dass man als Mensch der
Generation 50 plus erwachsener und älter werden darf und muss, dass man sich
mehr Zeit und Freiraum für sich und seine vielleicht noch verborgenen Talente
und Sehnsüchte geben darf und sollte, ist Lisa Ortgies nach einem Herzinfarkt
ein Herzensanliegen. Mehr Selbstbewusstsein und In-Sich-Ruhen, statt ein Immer
weiter im Hamster-Rat des Perfektionierungswahns. Das ist ihre Botschaft.
Und die kam auch bei den
vielen Frauen und wenigen Männern im besten Alter an, die am 19. September den
Weg in das von Vera Steinkamp geleitete und einfühlsam moderierte Medienforum
gefunden hatten.
„Ich kann Sie sehr gut
verstehen und ich gebe Ihnen Recht!“ sagte Ortgies einer Frau, die ihre
erfolgreiche Familien- und Erziehungsarbeit als „Hausfrau und Mutter“ schilderte.
Diese anstrengende und verantwortungsvolle Arbeit, die ihren Kindern und der Gesellschaft
zu gute komme, werde von dieser aber nicht gewürdigt.
Wäre die gläubige und aus
der niedersächsischen Diaspora stammende katholische Christin, Lisa Ortgis, die
als Teenager die katholische und die autonome Jugendarbeit kennen lernte, nicht
Journalistin, sondern Bundeskanzlerin – eine interessante Vorstellung – würde sie
als erstes das Ehegatten-Splitting und das neue Unterhaltsrecht abschaffen,
weil es viele nicht berufstätige, dafür aber in der Familien- und Erziehungsarbeit
umso tätigere Frauen, nach einer Ehescheidung in die Armut stoße und ihnen damit
die „A-Karte“ gebe.
Lisa Ortgies Buch: „Ich möchte gerne in Würde altern,
aber doch nicht jetzt – Erwachsen werden für Profis“, ist im Verlag Kiepenheuer
und Witsch erschienen und für 14,99 Euro im Buchhandel erhältlich.
Dieser Text erschien am 20. September 2018 im Neuen Ruhrwort
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