Mutter ist unersättlich. Das hätte ich nicht gedacht. Denn oft hat sie für ihre
Kinder zurückgestanden. Auch beim Essen und Trinken hält sie Maß. Nur wenn wir
Scrabble spielen, gibt sie sich mit Kleinigkeiten nicht zufrieden. Stattdessen
kann ihr kein Wort zu lang sein, am besten mit doppeltem und dreifachem Wort-
und Buchstabenwert. Lange lässt sie ihren Mitspieler warten und schlägt jeden
profanen Rat in den Wind.
Kurze Allerweltsworte, wie Eis oder Mut sind
ihre Sache nicht. Stattdessen legt Mutter, wenn ihr Mitspieler vor lauter
Verzweiflung schon kleine Figuren auf den Punktezettel kritzelt, erst richtig
los. Da wird aus dem Eis der Eisbecher und aus dem Mut die Ermutigung. Mutter
hat alles im Blick. Hier hängt sie Buchstaben hinten dran, dort legt sie einige
voran und kreiert dabei am Rande des einen schon das nächste
Wort.
Während ihr Kontrahent sich schon über 5, 6 oder 7 Buchstabenpunkte
freut, macht Mutter das Scrabbel erst im zweistelligen Punktebereich Spaß.
Selbst dann, wenn sie mal auf dem Spielbrett ins Hintertreffen kommt, kann man
sicher sein, dass Mutter am Ende mit ihrer Übersicht und Wortfindungsgabe doch
noch als Siegerin vom Platz, Pardon vom Spielbrett, geht. Da gleicht sie Jogi
Löws Fußball-Elf in ihren stärksten Momenten – hoffen wir mal.
Dieser Text erschien am 26. Juni 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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