Wer auf der ersten Rathaus-Etage zwischen dem Ratssaal und dem Sitzungssaal der Ratsausschüsse vorbeikommt, kann sie bis zum 29. September nicht übersehen, zehn großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien. Sie zeigen keine Stars, keine Politiker oder Künstler, sondern Kinder, die als Flüchtlinge in unsere Stadt gekommen sind.
"Diese Fotos berühren mich, weil sie mir zeigen, dass man mehr tun müsste, als man tut", sagt die Rektorin der Realschule an der Mellinghofer Straße, Judith Koch, mit Blick auf die Fotos des Werbefotografen Frank Plück. Die Fotoausstellung, die bewusst an einem öffentlichen Ort präsentiert wird, an dem viele Bürger täglich unterwegs sind und einige gewählte Bürger im Namen ihrer Mitbürger politische Entscheidungen treffen müssen, ist Ergebnis einer Foto AG, die Plück seit drei Jahren an der Realschule Mellinghofer Straße leitet.Werbung für die Menschlichkeit
Denn Plück hat die Fotos mit seiner Leica M8 aufgenommen. Aber die Schüler seiner Arbeitsgemeinschaft und der angehende PR-Journalist Niclas Scheidt haben zehn Flüchtlingskinder aus der zur Realschule Mellinghofer Straße gehörenden Seiteneinsteieger-Schule an der Bruchstraße interviewt und ihre Geschichte anhand eines ihrer Lieblingsgegenstände" erzählt. "Man wird mit den persönlichen Schicksalen der Flüchtlinge konfrontiert und erfährt etwas von ihrer Dankbarkeit, dass sie hier sein dürfen und von den Schrecken, die sie in ihrer Heimat erlebt haben", erinnert sich Schüler Justin Kortheuer an die Interviews, die auch als Sprachtraining für die Flüchtlingskinder gedacht waren."Ein besonders ernst schauender Junge hat keinen Liebelingsgegenstand mitgebracht, weil er bei seiner überstürzten Flucht nichts mitnehmen konnte. Ein anderer hat eine Mütze mitgebracht, die ihm sein Cousin in einem jordanischen Flüchtlingslager geschenkt hat und ein optimistisch blickendes Mädchen hat die Überfahrt in einem Schlauchboot am Tag ihreres Geburtstages, wie ein Abenteuer und ein Geburtstagsgeschenk erlebt", gibt Niklas Scheidt einige Interview-Eindrücke wieder.
"Mich bewegt es, wenn ich sehe und erfahre, was diese Kinder in ihrem jungen Leben schon alles erleben mussten", sagt Bürgermeisterin Margarete Wietelmann, die die Ausstellung auf der ersten Rathausetage eröffnet hat. Und Werbe-Fotograf Fran Plück, der mit seinen Flüchtlingskinderportraits eine Werbung für die Menschlichkeit geschaffen hat, berührt die Tatsache, dass die von ihm fotografierten Kinder, durch ihre traumatischen Erlebnisse geprägt, "älter und erwachsener aussehen, als es ihrem Alter entspricht."
Dieser Text erschien am 11. Juli 2018 im Lokalkompass und in der Mülheimer Woche
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