Fremd sind nicht nur die anderen. Fremd, dass sind auch wir.
Man muss nur die Perspektive wechseln, um es zu erkennen. Diese Einsicht führte
das Volxbühnen-Ensemble um Regisseur Jörg Fürst seinem Publikum im
Theaterstudio an der Adolfstraße am Wochenende mit seiner neuen Produktion
„Fremd sind die anderen“ eindrucksvoll und kurzweilig mit einer Wort, Klang-
und Szenencollage vor Augen. „Das schaue ich mir morgen noch mal an“, meinte
ein begeisterter Zuschauer nach der 1. Premiere am Freitag.
Was begeisterte, war die homogene Bühnenpräsenz und
darstellerische Leistung eines heterogenen Ensembles. Schüler und Lehrer der
Förderschule an der Rembergstraße standen gemeinsam mit dem
generationsübegreifenden Ensemble der Volxbühne auf der selbigen.
Wo die Sprach- und Ausdrucksmöglichkeiten der Schauspieler
extrem unterschiedlich ausgeprägt waren, wurden Musik und Rhythmus,
hervorragend initiiert vom Ein-Mann-Orchester Peter Eisold zum roten Faden der
45-minütigen Inszenierung. Treffend wurde die künstlerische Ausdrucksform der
Verfremdung angewandt, in dem die Schauspieler, halb Mensch, halb Tier, mit
Tiermasken, vom Affen bis zum Pferd, auf ihre Tonnenpodeste stiegen, um zu
sagen, was sie fremd werden lässt. Dass passiert, wie die dort berichteten Geschichten
zeigten, schneller als man denkt. Eine neue Klasse, in der man niemanden kennt,
ein anderer Spielplatz, auf dem man sich nicht auskennt oder neue Nachbarn, die
einem fremd sind, reichen schon aus, um aus der eben noch erlebten Vertrautheit
Fremdheit werden zu lassen. Was hilft, um das Fremdsein zu überwinden? Auch das
verriet das integrative und Grenzen überwindende Stück der Volxbühne, sich
kennen lernen.
Dieser Text erschien am 9. Juli 2018 in NRZ & WAZ
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