Montag, 16. Juli 2018

Frühe Reiselust

Ein kleiner Mann läuft seiner Mutter auf der Schloßstraße davon. Der Knirps scheint reisefreudig zu sein. Denn sein Weg führt ihn schnurstracks in ein Reisebüro. Wahrscheinlich hat der kleine Mann von seiner großen Schwester gehört, dass jetzt die Sommerferien beginnen. Höchste Zeit, den Urlaub zu buchen. In die Globalisierung hineingeboren, weiß der kleine Mann schon instinktiv, was mein rheinischer Großvater mit seinem Lieblingslied besang: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.“

Doch während die weite Welt für meinen kölschen Großvater bereits in der Eifel begann, werden der kleine Mann und seine Altersgenossen wohl so selbstverständlich durch die ganz große und weite Welt fahren, wie es ihre Urgroßeltern in ihrer kleinen Welt getan haben. Man kann ihnen dabei nur Glück, Gottes Segen, gute Reise und gescheite Eltern und Großeltern wünschen. Denn letztere müssen schon heute die Weichen dafür stellen, dass die Welt auch morgen und übermorgen noch ein globales Dorf ist, in dem es sich lohnt umher zu reisen, weil es dort zumindest weitgehend friedlich zugeht und man auch als Gast willkommen ist.

Dieser Text erschien am 16. Juli 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung

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