Ein kleiner Mann läuft seiner Mutter auf der Schloßstraße
davon. Der Knirps scheint reisefreudig zu sein. Denn sein Weg führt ihn
schnurstracks in ein Reisebüro. Wahrscheinlich hat der kleine Mann von seiner
großen Schwester gehört, dass jetzt die Sommerferien beginnen. Höchste Zeit,
den Urlaub zu buchen. In die Globalisierung hineingeboren, weiß der kleine Mann
schon instinktiv, was mein rheinischer Großvater mit seinem Lieblingslied
besang: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite
Welt.“
Doch während die weite Welt für meinen kölschen Großvater bereits in der
Eifel begann, werden der kleine Mann und seine Altersgenossen wohl so
selbstverständlich durch die ganz große und weite Welt fahren, wie es ihre
Urgroßeltern in ihrer kleinen Welt getan haben. Man kann ihnen dabei nur Glück,
Gottes Segen, gute Reise und gescheite Eltern und Großeltern wünschen. Denn
letztere müssen schon heute die Weichen dafür stellen, dass die Welt auch
morgen und übermorgen noch ein globales Dorf ist, in dem es sich lohnt umher zu
reisen, weil es dort zumindest weitgehend friedlich zugeht und man auch als
Gast willkommen ist.
Dieser Text erschien am 16. Juli 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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