Pastor Michael Clemens vor seinem Pfarrhaus |
Einen ganzen Tag lang feierte die 5000 Seelen zählende
Gemeinde St. Engelbert mit ihrem Pastor Michael Clemens jetzt dessen silbernes
Orts-Jubiläum als Pfarrer und Pastor in Eppinghofen. Die Gemeinde, die er seit
1993 leitet, gehört seit 2006 zur Pfarrgemeinde St. Barbara. Im Gespräch mit
der Mülheimer Woche zieht der 1981 zum Priester geweihte Michael Clemens eine
Zwischenbilanz.
Mit welchem Gefühl
kamen Sie 1993 nach Eppinghofen?
Clemens: Mit dem Gefühl: Das kannst du und das machst du.
Ich hatte ja vorher schon etliche Jahre als Kaplan Seelsorge-Erfahrung in
Gelsenkirchen-Schalke und in Duisburg-Meiderich sammeln können.
Auf was für einen
Menschenschlag sind Sie hier getroffen?
Clemens: Auf bodenständige Menschen, die geradeaus sind und
sagen, was ihnen gefällt und was nicht. Damit kann ich gut umgehen. Außerdem
ist Eppinghofen heute mehr denn je ein multikultureller Stadtteil. Wir haben
hier katholische Christen aus aller Welt.
Ist das ein Problem
oder ein Vorteil?
Clemens: Überall, wo Menschen zusammen leben und
zusammenarbeiten, knirscht es auch schon mal im Gebälk. Aber wir sind hier eine
kreative Mischung aus Menschen, die mit ihren unterschiedlichen Talenten und
Traditionen bereit sind mit anzufassen und Gemeinde zu leben. Ich bin wirklich
froh, hier in St. Engelbert auf einen harten Kern von etwa 200 Menschen bauen
zu können, die sich vielseitig und ehrenamtlich, etwa als
Wortgottesdienstleiter, Begräbnisleiter, Kommunionhelfer oder Katecheten
engagieren, damit Menschen gemeinsam Gemeinde und Glauben leben und aus der
frohen Botschaft Hoffnung schöpfen können. Und deshalb traue ich unserer Kirche
hier noch eine Menge zu.
Kann Kirche in einem
multikulturellen Stadtteil integrationsfördernd wirken?
Clemens: Auf jeden Fall. Der christliche Glaube verbindet
uns in unserem Stadtteil auch über konfessionelle Grenzen mit unseren
evangelischen und freikirchlichen Geschwistern, mit denen wir heute
selbstverständlich Gottesdienste feiern und zu gemeinsamen Veranstaltungen
einladen. Gerade erst habe ich mit einem aus Italien stammenden
Gemeindemitglied gesprochen, das hier bei uns seine Liebe fürs Leben gefunden
hat und mir sagte: „Ich fühle mich hier angenommen.“ Besser geht es nicht. So
sollte es sein. Katholisch bedeutet ja auch weltumfassend. Das kann man hier in
Eppinghofen erleben.
Aber viele Menschen
in ihrer Gemeinde habe Angst um die Zukunft der Gemeinde.
Clemens: Natürlich lassen der demografische Wandel und
Kirchenaustritte auch unsere Gemeinde kleiner werden. Ich sage meinen
Gemeindemitgliedern immer: Ob die Kirche bei euch im Dorf bleibt, hängt von
euch selbst ab. Natürlich versuche ich als Priester mit einer lebensnahen
Liturgie und Seelsorge und als Präses der Kolpingfamilie auch mit theologischer
Bildungsarbeit meinen Teil dazu beizutragen. Aber letztlich kommt es auf den
tatkräftigen Einsatz unserer Gemeindemitglieder an. Und da sind wir Gott sei
Dank gut aufgestellt, einschließlich eines wieder leicht ansteigenden
Gottesdienstbesuches.
Aber Ihre 1907
eingeweihte und mit Geldern der Familie Thyssen bezahlten Kirche steht auf der
Kippe.
Clemens: Sie steht nicht auf der Kippe, sondern nur vor
einer neuen Nutzung, die wir in drei bis fünf Jahren mit einem Investor
realisieren wollen. Die Pläne der Gemeinde hat der Ruhrbischof bereits abgesegnet.
Und wie sehen diese
Pläne aus?
Clemens: Der Kirchenturm soll als Landmarke und der Chorraum
als Gottesdienstraum erhalten bleiben. Das übrige Kirchenschiff könnte dann als
Gemeindezentrum und als Wohnraum genutzt bzw. vermietet werden.
Sie sind jetzt 69 und
können bei guter Gesundheit noch sechs Jahre als Pastor St. Engelbert leiten.
Und dann?
Clemens: So lange ich das kann, werde ich der Gemeinde als
Priester vor- und beistehen. Doch der akute Priestermangel zwingt uns dazu,
mehr Laien theologisch auszubilden und etwa als Wortgottesdienstleiter oder als
Begräbnisleiter einzusetzen. Das kann der Gemeinde gut tun, weil es ihr mehr
Lebenserfahrung verschafft. Aber für mich ist angesichts des Priestermangels
auch klar, dass der Zölibat keine Erfolgsgeschichte ist und es keine
theologischen Gründe gibt, die dagegen sprächen, Frauen und verheiratete Männer
zum Priesteramt zuzulassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen