Meine Geschlechtsgenossen durchforsten ihr Umfeld auf der Suche nach einem Weihnachtsbaum. Ich durchforstete gestern meinen Kleiderschrank. Es war meine pragmatische Mutter, die mich jetzt dazu aufforderte, mich doch mal genau darauf zu besinnen.
Frauen mögen es eben nicht, Advent hin oder her, wenn sich Männer tatenlos besinnen, einfach so. Wenn Mann einfach so rumsitzt, um etwa die Zeitung zu lesen oder Kaffee und Kuchen zu sich zu nehmen, irritiert das die auf häuslichen Fleiß und Ordnung fixierte weibliche Seele. An diesem tief verankerten weiblichen Unterbewusstsein konnten auch Alice Schwarzer, Simone de Beauvoir und ihre Gesinnungsgenossinnen nichts ändern.
So hatte die mütterliche Seele bald ihre Ruhe. Doch mit meinem Seelenfrieden war es angesichts der Tatsache, dass mein Kleidungsfundus im Laufe des An- und Ausprobierens schrumpfte, bald vorbei. Ich hatte den Kaffee auf und der Christstollen drehte mir in meinem offensichtlich expandierten Bauch um. Mir wurde klar: Am besten wünsche ich mir zu Weihnachten eine Waage oder vielleicht doch lieber einen Gutschein meines Herrenausstatters.
Dieser Text erschien am 18. Dezember 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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