Der Lehrer reicht dem Schüler, der hinter seinem Notebook sitzt, einen Text. „Was soll ich damit?“ fragt der junge Mann. Der Lehrer, der sich in seinem Leben schon viel zu oft viel zu viel versprochen hat, dachte, dass ergäbe sich aus der Situation. Als er noch Schüler war und Texte von seinem Lehrer bekam, verstand sich das von selbst als eine Aufforderung zum Lesen, Analysieren und Referieren dessen Inhalts. Doch im digitalen Zeitalter, so muss der analog aufgewachsene Lehrer einsehen, hat bedrucktes Papier keinen ultimativen Lesanreiz mehr, erst recht, wenn der Umfang des gedruckten Textes („Was so viel?) den Twitter-Rahmen deutlich überschreitet.
5 oder 6 bedruckte Seiten auf schnödem Papier, ohne jeden visuellen Anreiz, zu lesen, ist für die Generation 4.0 aber auch wirklich eine unverschämte Zumutung.
Und wir wissen heute, dass man auch mit 140 Zeichen Karriere machen kann. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie unsere amerikanischen Freunde und ihren Präsidenten, der allerdings eher für 0.0 statt für 4.0 steht. Und daran sollte sich die vielversprechende Jugend auch im digitalen Deutschland kein Vorbild nehmen.
Dieser Text erschien am 1. Dezember 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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