Gestern besuchte ich einen Familiengottesdienst. Für mich, dessen Kindertage schon länger zurückliegen, als ich es selbst glauben kann, war es ein Aha-Erlebnis.
Wo wir als Knirpse einst andächtig dem Herrn Pastor lauschen mussten und es in neun von zehn Fällen auch ehrfürchtig taten, da der Pastor für uns damals so etwas, wie der Mülheimer Stellvertreter des lieben Gottes war, herrscht heute ein munteres Krabbeln und Knuddeln in den Kirchenbänken. Ein kleiner Steppke macht sich selbstständig und krabbelt durch den Mittelgang, um sich mal näher anzuschauen, was den da im Altarraum vor sich geht.
Ehe das Christkind in die Gabenbereitung gerät oder die erste Kerze des Adventskranzes erreichen kann, setzt die Mama zum Spurt an und fängt den kleinen Messdiener in spé ein. Währenddessen nimmt der Papa das quengelnde Schwesterlein auf den Arm. Familiengottesdienst. Das ist mehr Aktion als Besinnung.
Was wohl der liebe Gott und sein Jesus-Kind dazu sagen würden. Das Matthäus-Evangelium gibt die Antwort: „Jesus sprach: Lasset die Kinder zu mir kommen und haltet sie nicht ab, denn solcher ist das Himmelreich.“
Dieser Text erschien am 4. Dezember 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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