Samstag, 2. März 2019

Mächtig Spaß


„So lange wir noch am Leben sind“ singt Blau-Weiß-Präsident Thomas Straßmann, ehe die KG Wagaschei mit elf Schüssen aus ihrer  Konfettikanone das Signal zum Rathaussturm gibt. Es ist 11.11 Uhr, als die beiden Stadtprinzessinnen Martina und Dana, eskortiert vom Musikzug der Roten Funken und von den Möhnen um Elli Schott sich auf den Weg machen, um Oberbürgermeister Ulrich Scholten und die Stadtschlüssel aus dem Rathaus herauszuholen.

Derweil leitet Bürgermeisterin Ursula Schröder die erste Schunkelrunde ein und lässt den Musikzug der KG Blau Weiß aufspielen. Einige Karnevalistinnen sorgen für das leibliche Wohl der etwa 200 Jecken, die bei besten Wetterbedingungen den Start in die Tollen Tage feiern. „So ein Wetter könnten wir am Rosenmontag auch gut gebrauchen“, findet nicht nur Ursula Schröder.

Doch auch das schöne Wetter lässt Oberbürgermeister Ulrich Scholten seinem vorgesehenen Schicksal nicht entrinnen. Bei einem Steckenpferdrennen mit Stadtrprinz Johannes, bei dem die beiden jecken Jockeys einen Parcours bewältigen und Bälle aus dem Publikum in einem Korb aufsammeln müssen, hat das Stadtoberhaupt das Nachsehen und muss die Stadtschlüssel abgeben.

Die Möhnen kostümieren den besiegten Verwaltungschef als „Rathausclown“ und tragen ihm auf, in seiner neuen Rolle in Kindertagesstätten, Pflegeheimen und beschützenden Einrichtungen für gute Laune zu sorgen. Natürlich büßt der OB auch seinen Schlips ein. Doch die beiden Stadtprinzessinnen scheinen die einzigen närrischen Frauen auf dem Rathausmarkt zu sein, die eine Schere dabei haben, um das närrische Mannsvolk schlipstechnisch zu beschneiden.

Der entmachtete OB übt sich derweil in heiterer Gelassenheit. Er steigt in die Bütt und erklärt Mülheim kurzerhand zur „närrischen Umweltzone, in die nur Menschen hineindürfen, die Jeck und kostümiert sind.“

Derweil wissen die zum Teil als Teufelsweiber, Clownsfrauen und Flower-Power-Frauen verkleideten närrischen Weiber auch, was für die neuen Regentinnen bis Veilchendienstag zu tun ist. Die Wünsche des jecken Weibsvolkes reichen von der Rücknahme der 39-prozentigen Grundsteuererhöhung über das Verlangen nach einem preiswerten und pünktlichen Nahverkehr bis hin zur Vision einer attraktiven Innenstadt mit Freigetränken und kostenfreien Parkplätzen für Frauen.

Viele Frauen hätten sich noch mehr närrische Frauenpower auf dem Rathausmarkt und wie im Vorjahr eine Karnevalsparty im Rathausfoyer gewünscht. „Das war irgendwie gemütlicher“, hört man nicht nur einmal. Dass trotz guter Wetterbedingungen nicht noch mehr närrisch gesonnene Frauen und Männer am Weiberfastnachtsdonnerstag zum Rathaus gekommen sind, hat auch damit zu tun, dass zeitgleich auf dem Pastor-Luhr-Platz in Saarn auch eine Altweiberparty gefeiert wird. Dort hin „zieht es auch die Tollitäten nach ihrem Bühnenauftritt auf dem Rathausmarkt. „Viele der Närrinnen sind älter und träger geworden“, sagt eine von ihnen. „Stadtprinzessin Martina hat genug Power, um den Leuten zu zeigen wie schön es sein kann, gemeinsam den Karneval zu feiern und die Sorgen des Alltags einmal zu vergessen. Jetzt muss nur noch die Lokalpresse mehr Werbung für den Karneval machen“, findet eine ihrer närrischen Schwestern.

Wird gemacht. Deshalb: Jecken, aufgepasst. Am 1. März feiert die Ruhrgarde um 20 Uhr in der Stadthalle. Am 2. März sind die Narren um 11.11 Uhr beim Biwak vor dem Forum los. Und am Samstagabend wird, jeweils ab 19.11 Uhr, bei der KG Blau Weiß im Altenhof an der Kaiserstraße 6 und mit der MüKaGe und den Gemeinden Mariae Rosenkranz und Engelbert im Autohaus Extra an der Fritz-Thyssen-Straße 6 in Dümpten gefeiert. Und last, but not least startet der Rosenmontagszug um 14.11 Uhr in der Stadtmitte, ehe der Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval und die KG Blau Weiß ab 17 Uhr zur After-Zug-Party in den Altenhof und ins Frankys am Broicher Ruhrufer einladen.

Dieser Text erschien am 1. März 2019 im Lokalkompass 

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