Prof. Dr. Christoph Kampmann bei
seinem Vortrag im Petrikirchenhaus
|
"Wer kann schon im Exil sagen: Ich sehe meine Heimat", freut sich der Vorsitzende des Fördervereins für das zurzeit noch eingerüstete und auf seine Restaurierung wartende Tersteegenhaus, Markus Püll. 70 interessierte Mülheimer sind jetzt der Einladung des Förderkreises ins benachbarte Petrikirchenhaus gefolgt, um mit dem in Mülheim aufgewachsenen Historiker Christoph Kampann in die Lebenszeit des vor 250 Jahren in seinem Haus an der Teinerstraße gestorbenen Menschenfreundes, Predigers und Poeten zurückzuschauen.
Sie hören einen lebendigen und engagierten Vortrag, der ihnen zeigt wie aktuell Tersteegens auf religiöse Toleranz und christliche Nächstenliebe ausgerichtetes Denken auch zweieinhalb Jahrhunderte nach seinem Tod ist. Christoph Kampmann, der mit dem Geschäftsführer des Freundes- und Förderkreises Tersteegenhaus, Hansgeorg Schiemer Geschichte studiert hat und heute als Professor an der Marburger Philipps-Universität lehrt, zeigt: Tersteegens Wirken war im 18. Jahrhundert auch deshalb möglich, weil das Herzogtum Berg, zu dem auch die Herrschaft Broich gehörte, eine der wenigen multikonfessionellen Territorien im damaligen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war, in dem die Landesherren nicht auch die Konfession ihrer Untertanen bestimmte.
"Diese keineswegs konfliktfreie Erfahrung religiöser Toleranz hat den Menschen an der Ruhr auch später während der Industrialisierung geholfen, Menschen unterschiedlicher Konfessionen zu integrieren", erklärte Kampmann. Er wies darauf hin, dass viele andere Regionen Deutschlands, abseits der Metropolen, diese Erfahrung erst nach dem Zweiten Weltkrieg schrittweise nachholen mussten.
Spannend war es auch von der Denksc Ulrich Khrift Tersteegens zu hören, mit der der Mülheimer Mystiker an den atheistischen Preußen-König Friedrich II. appellierte seine Kriegspolitik aufzugeben und sich zum christlichen Glauben an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele zu bekehren. Dass Tersteegen Friedrichs Einladung zu einem Gespräch ablehnte, erklärte Tersteegen-Biograf Professor Dr. Ulrich Kellermann mit Tersteegens begrenzten Französisch-Kenntnissen, mit denen er sich einem Dialog mit dem Französisch sprechenden Preußen-König nicht gewachsen gesehen habe.
"Diese keineswegs konfliktfreie Erfahrung religiöser Toleranz hat den Menschen an der Ruhr auch später während der Industrialisierung geholfen, Menschen unterschiedlicher Konfessionen zu integrieren", erklärte Kampmann. Er wies darauf hin, dass viele andere Regionen Deutschlands, abseits der Metropolen, diese Erfahrung erst nach dem Zweiten Weltkrieg schrittweise nachholen mussten.
Spannend war es auch von der Denksc Ulrich Khrift Tersteegens zu hören, mit der der Mülheimer Mystiker an den atheistischen Preußen-König Friedrich II. appellierte seine Kriegspolitik aufzugeben und sich zum christlichen Glauben an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele zu bekehren. Dass Tersteegen Friedrichs Einladung zu einem Gespräch ablehnte, erklärte Tersteegen-Biograf Professor Dr. Ulrich Kellermann mit Tersteegens begrenzten Französisch-Kenntnissen, mit denen er sich einem Dialog mit dem Französisch sprechenden Preußen-König nicht gewachsen gesehen habe.
Dieser Text erschien am 22. März 2019 im Lokalkompass der Mülheimer Woche
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen