Ich gehöre nicht zu den Menschen, die gerne früh aufstehen. Für
mich haben die frühen Morgenstunden kein Gold im Mund, sondern Blei im Hintern.
Ich hatte deshalb immer den Verdacht, dass ich vielleicht nicht dynamisch und
diszipliniert genug sei. Doch jetzt weiß ich es besser. Denn rechtzeitig vor
dem Beginn der Sommerzeit am 31. März, die uns erst mal wieder eine Stunde
wegnehmen wird, um sie uns am 27. Oktober wiederzugeben, fiel mir jetzt ein
Bericht über unsere innere biologische Uhr in die Hand. Dieser Bericht klärte mich
darüber auf, dass jeder Mensch eben auch dann unterschiedlich tickt, wenn es um
seinen Tagesablauf geht und dies auch beachten muss, um keinen „seelischen
Jetlag zu erleiden, der uns auf Dauer gesundheitlich aus unserer persönlichen
Flugbahn werfen kann.
Demnach gehöre ich zu den Eulen, die erst in der zweiten
Tageshälfte langsam aber sicher zu ihrer Höchstform auflaufen. Auch wenn wir
späten Eulen den frühen Lerchen als Spätzünder hinterherlaufen müssen,
bescheinigen uns die in dem Bericht zitierten Schlafforscher, dass wir
Spätaufsteher in unserem Denken besonders kreativ, analytisch und sozial
ausgerichtet seien, während die früh aus ihrem Nest geflogenen Lerchen nicht
nur den Wurm, sondern auch die Logik und Rationalität für sich eingefangen
hätten. Na, also. Jetzt wissen wir’s. Alles hat seine Zeit und jeder hat seinen
eigenen Vogel und tickt anders. Das eine ist so gut wie das andere. Denn nur
wenn wir uns als Lerchen und Eulen gegenseitig ergänzen und beflügeln , kommen
wir gut durch den Tag und lassen uns nicht von schrägen Vögeln an unseren ganz
eigenen Höhenfügen hindern, die vielleicht nur deshalb schräg drauf sind, weil
sie zu frühe oder zu spät aufgestanden sind. Also nehmen wir uns Zeit, die wir
brauchen und nicht das Leben, ob als Lerche oder als Eule.
Dieser Text erschien am 26. März 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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