Nun wird es sie auch in Mülheim geben, die Fridays for
Future. Auch hier wollen Schüler während ihrer Unterrichtszeit für den Klima-
und Umweltschutz auf die Straße gehen. Da passte es ins Bild, dass Stadt und
Ruhrbahn am Mittwoch auf der Linie 133 einen emissionsfreien E-Bus testen
ließen. Kaum machen die Kinder Krach in Sachen Klimaschutz, posieren die
Steuerleute von Stadt und Ruhrbahn in der Presse plakativ mit dem
umweltfreundlichen Nahverkehrsmittel von morgen. Vorauseilender Gehorsam?
Leider nicht. Denn der abgasfreie E-Bus, den wir nicht nur auf der Linie 133
lieber gestern als heute gebrauchen könnten, wird uns als Vision für 2030
verkauft. Hätte Carl Benz seine Erfindung ebenso dynamisch vorangetrieben,
wären wir heute noch mit der Postkutsche unterwegs. Das wäre zumindest für
unsere Umwelt besser als der automobile Dauerstau, der unser Klima und uns
selbst kaputt macht. Mülheims Kinder treibt
es aus ihren Klassenzimmern, weil sie auch morgen und übermorgen noch in einer
Stadt und in einer Welt leben wollen, in der man noch durch- und aufatmen kann.
Wir alle können aber erst dann aufatmen, wenn den berechtigte Kampf der Kinder
gegen die Klimakiller unserer Zeit nicht auf Kosten ihrer Lernzeit geht und so
zu ihrem Wissenskiller wird. Denn wir brauchen euch, liebe Schüler, als
Erwachsene, die auch morgen und übermorgen nicht nur durchatmen, sondern auch 1
und 1 zusammenzählen können. Nur so kann unsere Welt besser werden. Deshalb
müssen jetzt erst mal die Erwachsenen nachsitzen und die Gleichung: „Wenigere
ist mehr“ lernen. Weniger Autos = Mehr
Fußgänger und Radfahrer. Mehr Busse und Bahnen = Weniger Staus. Weniger
Billigflieger, Kreuzfahrten und Plastiktüten = Mehr saubere Luft und sauberes
Wasser. Wäre das nicht großartig, wenn wir mal ganz unabhängig von Stunden- und
Lehrplänen generationsübergreifend etwas für unser gemeinsames Leben lernen
würden, was uns wirklich weiterbringt und glücklicher macht?
Dieser Text erschien am 22. März 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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