Sonntag, 4. Februar 2018

Schule ohne Rassismus: Mit diesem Titel, der heute offiziell verliehen wird, verpflichtet sich die Realschule an der Mellinghofer Straße zu einem klaren Profil: Nachgefragt

Von Links: Justin Kortheuer, Christian Kamann und Mohamed Hamami.
Am 3. Februar 2018 wird im Rahmen des Tages der Offenen Tür an der Eingangstür der Realschule Mellinghofer  Straße das Schild mit dem Titel: „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ angebracht. Im Gespräch erläutern der für die Schülervertretung zuständige Lehrer Christian Kamann und die Schülervertreter Justin Kortheuer (16) und Mohamed Haimami (14), was es mit dem Projekt auf sich hat.

Wie kam es zu der Bewerbung um den vielversprechenden Titel?

Christian Kamann: Das Eintreten gegen Rassismus und für Zivilcourage sind unserer Schulgemeinschaft wichtig. 90 Prozent der Schüler, Lehrer und Mitarbeiter haben  das bei einer Umfrage mit ihrer Unterschrift bestätigt. Wir führen an unserer Schule ein Deeskalationstraining durch. Es gibt aber auch eine Stolperstein-AG, die Opfer-Biografien aus der NS-Zeit recherchiert. Und in unserer Aula gibt es eine Ausstellung über Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus. Ältere Schüler führen ihre jüngeren Mitschüler regelmäßig durch diese Ausstellung. Außerdem laden wir ältere Menschen, die sich noch an die NS-Zeit erinnern können, regelmäßig zu Zeitzeugengesprächen ein.

Aber welche Aktualität haben Zivilcourage und Ablehnung von Rassismus?

Mohamed Haimami: Wir sind eine multikulturelle Schule, in der jeder weiß, woher der andere kommt und in der jeder willkommen ist. Es gibt viele multikulturelle Freundesgruppen, die auch in der Freizeit gemeinsam etwas unternehmen. 
Ist die Realschule an der Mellinghofer Straße in der Praxis wirklich eine Schule ohne jeden Rassismus?

Justin Kortheuer: Natürlich kommt es auch bei uns im Streit schon mal zu einem Ausrutscher. Aber wenn jemand mal einen dummen Spruch bekommt, sind auch schnell Mitschüler zur Stelle, die Ihn oder Sie in Schutz nehmen. An unserer Schule hat aber die Einsicht, dass jeder als Mensch gleich viel Wert ist, egal woher er kommt und woran er glaubt, alle erreicht.

Werden die Themen Rassismus und Zivilcourage auch im Unterricht aufgegriffen?

Christian Kamann: Auf jeden Fall. Natürlich haben wir im Politikunterricht auch die aktuellen weltpolitischen Probleme, wie etwa den islamistischen Terrorismus oder den türkisch-kurdischen Konflikt thematisiert. Die Schüler diskutierten über diese Themen und in dem man die oft vorhandene Unwissenheit abbaut, wird der Blick auf politisch motivierte Konflikte auch differenzierter und die Schüler erkennen dann auch schnell, dass es nie um die Türken, die Kurden, die Muslime oder die Deutschen, sondern immer um den einzelnen Menschen geht. Und das ist auch meine Erfahrung. Trotz der einen oder anderen verbalen Entgleisung, lernen, arbeiten, spielen und feiern unsere Schüler problemlos und gerne miteinander, egal woher sie kommen.

Was steht hinter dem Titel?

Die Realschule an der Mellinghofer Straße gehört als „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ zu einem bundesweiten Netzwerk von 2500 Schulen.  
Der Titel ist keine Auszeichnung, sondern eine Selbstverpflichtung der Schule.  
Vergeben wird der Titel vom 1992 gegründeten Jugendhilfeverein Courage e.V. Internetinfos: www.schule-ohne-rassismus.org

Dieser Text erschien am 3. Februar 2018 in der NRZ und in der WAZ

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