Als Mitarbeiter der Redaktion konnte ich gestern schon in die Zeitung von heute schauen. Doch auf die Voraussicht auf das 35 Millionen Euro große Loch bei den Gewerbesteuereinnahmen der Stadt hätte ich gestern genauso gerne verzichtet, wie sie heute.
Angesichts immer neuer finanzpolitischer Hiobsbotschaften aus dem Rathaus möchte man dem Kämmerer eine Lotto-Flatrate und eine Dauerkollekte in allen Mülheimer Kirchen und eine Fastenaktion aller städtischen Mitarbeiter: „Wir arbeiten ‘Sieben Wochen ohne’ Lohn“ wünschen. Doch auch, wenn es sich bei „Sieben Wochen ohne“ um eine kirchliche Fastaktion handelt, würde sich der Kämmerer mit so einem Vorschlag wohl eher ein blaues Auge und den Segen von Kloster Kamp in Person von Sankt Verdi, als eine schwarze Null einhandeln. Da bleibt wohl nur eins, lieber Herr Oberbürgermeister und lieber Herr Stadtkämmerer: Mülheim muss sich zumindest so lange von einer ostdeutschen Stadt eingemeinden lassen, bis der Solidaritätszuschlag nicht mehr nur dem Osten unseres seit bald 30 Jahren wiedervereinigten Landes zugute kommt. Ansonsten dürfte nicht nur der Mülheimer Kämmerer bald so alt aussehen, wie der letzte Finanzminister der DDR und nicht nur beim Blick auf seine Haushaltszahlen rot sehen.
Dieser Text erschien am 23. Februar in der Neuen Ruhr Zeitung
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