Gestern sah ich einen jungen Mann auf dem Plakat an der Bushaltestelle. Mit seiner aus Pappe gebauten Kopfbedeckung hatte er etwas von einem Rennfahrer oder von einem Astronauten. Wurde hier Autorennen oder Astronautennahrung geworben? Mitnichten. Viel mehr versuchen die Ruhrbahn und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr ihre technikbegeisterten Fahrgäste für das smartphone-gesteuerte Bus- und Bahn-Ticket der next Generation zu gewinnen. Check in and check out. Dein Smartphone weiß Bescheid.
Ob Du oder Sie dann besser Bescheid wissen, als vorher, hängt wohl davon ab, ob Du oder Sie noch zur analogen oder zur digitalen Generation gehören. Als Bus- und Bahnfahrgast der heutigen Generation, der sich schon als Teil der technischen Avantgarde fühlt, wenn er mit seinem Smartphone telefonieren, SMS-Kurznachrichten versenden und seine Adressen und Telefonnummern verwalten kann, stellt sich da eher die ganz profane Frage: Wird der öffentliche Personennahverkehr in der schönen neuen digitalen Welt der nächsten Generation vielleicht mal pünktlich und preiswerter und damit für alle Fahrgäste, ob mit oder ohne Smartphone, attraktiver? Der Hintergrund des Werbeplakates macht mich skeptisch. Denn man schaut dort in die Galaxien des Weltraums. Wollen uns die öffentlichen Personennahverkehrsbetriebe angesichts ihrer irdischen Probleme mit Defiziten und nörgelnden Fahrgästen am Ende auf den Mond oder gar auf den Mars schießen, weil es im luftleeren Raum des ewigen Weltalls auf die eine oder andere Verspätung und die eine oder andere rote Zahl im Bus- und Bahn-Budget nicht mehr ankommt?!
Dieser Text erschien am 27. Februar 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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