Um kurz nach 14 Uhr ging es an der Kaiserstraße los. Foto: Claudia Krszuka |
Begleitet werden die Bewohner aus dem Fliednerdorf vom Heilerziehungspfleger Timo Wäller, der als Hase mit an Bord ist und der Sozialarbeiter Andreas Hesse, der als Power-Flower-Mann mit Sonnenbrille den Jecken am Straßenrand in die Augen schaut und ihr Verlangen nach Süßem stillt.
Mit von der silber-blauen Zugpartie sind auch die Wohnbereichsleiter des Fliednerdorfes Friedhelm Tissen und Angela Eisch-Müller. Sie haben zusammen mit den Röhrerngardisten vom Ordnerteam den härtesten Job. Denn sie müssen die Augen während des knapp 100-minütgen Zugfahrt überall haben, damit keiner der kleinen und manchmal allzu risikofreudigen Kamellejäger unter die Räder kommt.
„Unser Streben ist Freude geben. Und wo kann man das besser, als beim Rosenmontagszug“, sagt Lothar Schwarze, während er den Turbo-Werfer Justin in seinem Eifer bremst. „Es kommen noch ganz viele Jecken, die auch noch etwas fangen wollen“, rät er dem übermotivierten Musketier, der am liebsten schönen Frauen Kamelle zuwirft, zu einer behutsamen Wurfstrategie.
Seine Mitbewohner werfen da schon eher zurückhaltend. Manchmal stehen sie einen Moment an der Wagenbande und werfen gar nichts, sondern schauen nur staunend in die jubelnde und „Helau“ oder „Kamelle“ rufenden Massen.
„Das macht ja richtig Spaß“, findet Clown Christian. Und Katzenfrau Eva, die nicht nur gerne Kamelle wirft, sondern sich auch gerne bei ihrem Nebenmann einhakt, ist ganz begeistert, als sie in der Menschenmenge einige Familienangehörigen und eine Betreuer aus dem Fliednerdorf entdeckt. Prinzessin Anna kann ihr Rosenmontagsglück gar nicht fassen. Immer wieder klatscht sie in die Hände und lacht, ehe sie die nächsten Kamelle wirft.
„Ich hatte schon befürchtet, dass uns auf dem Wagen kalt werden könnte. Aber mir ist jetzt richtig warm“, meint Andreas Hesse nach einer Stunde Kamelle-Werfen. Er und sein im Hasenoverall bestens gewärmter Kollege Timo Wäller haben bereits am Samstag kräftig mit angepackt, um das von der Theodor-Fliedner-Stiftung eingekaufte Wurfgut zusammen mit den Röhrengardisten Lothar Schott und Rüdiger Rute in der Wagenbauhalle an der Hafenstraße aufzuladen.
Die närrische Viererbande ist sich einig: „Das müssen wir nächstes Jahr unbedingt wieder machen!“ Und die Bewohner an Bord sehen das genauso. Für die Rohrengarde, die seit 1992 die Karnevalsparty im Fliednerdorf ausrichtet, ist das jetzt kein Problem, weil sie nicht nur zwei Gesellschaftswagen, sondern auch einen neuen Musikzug hat. Der sorgt als Fußgruppe zwischen den beiden Wagen der Röhrengarde beim Rosenmontagszug für die karnevalistische Musikbegleitung.
Dieser Text erschien am 13. Februar 2018 in NRZ & WAZ
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