Manfred von Schwartzenberg |
Sie leben als Priester zölibatär. Ist die Gemeinde für Sie zur Familie geworden?
Im übertragenen Sinne ist das so. Das Dümptener Milieu mit seinen Vereinen, wie DJK, KAB, Kolping und Frauengemeinschaft ist einfach grandios. Ich bin dankbar für die kreativen Menschen dieser Gemeinde, die sich ansprechen und begeistern lassen.
Was genau ist grandios?
Es gibt hier viele Menschen, die kreativ sind und gerne etwas mit ihren Nachbarn zusammen schaffen und sich deshalb für unterschiedliche Aktivitäten ansprechen und begeistern lassen.
Wie wirkt sich das aus?
Wir haben zwei erfolgreiche Musicals über Nikolaus Groß und die Mutter Gottes von Guadalupe auf die Bühne gebracht. Das hat nicht nur nach außen, sondern auch nach innen gewirkt und der Gemeinde eine gewisse Dynamik verliehen. Das gilt aber auch für das gemeinsame Engagement in der Flüchtlingsarbeit, wie in der Partnerschaft mit einer kroatischen Gemeinde oder für die Durchführung von Jugend- und Familienfreizeiten.
Ist St. Barbara eine Insel der Seligen?
Leider nein. Der Kirchenbesuch nimmt seit Jahren ab. Wir haben viele Beerdigungen, aber Gott sei Dank auch viele Taufen und Kommunionkinder. Um Menschen als Kirchengemeinde anzusprechen, muss man sich heute schon etwas besonderes einfallen lassen.
Wie lange werden Sie noch Pfarrer von St. Barbara sein?
Im Mai 2019 werde ich 75 Jahre alt. Dann muss ich in den Ruhestand gehen. Das sieht das Kirchenrecht so vor. Aber ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten auch danach noch im Pastoralteam der Gemeinde mitarbeiten. Die Gemeinde wird keinen neuen Pfarrer, aber einen neuen Pastor bekommen. Stadtdechant Michael Janßen wird dann als Pfarradministrator in einem Verbund von St. Mariae Geburt und St. Barbara vorstehen. Die Pfarrei St. Barbara bleibt rechtlich, mit all ihrem Gremien, erhalten.
Gibt es im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses schon ein Zukunftsszenario?
Auch wenn die Gemeindevoten erst im Laufe des Februars vorgelegt werden, haben wir in St. Barbara schon ausgefeilte Pläne entwickelt. Die laufen darauf hinaus, dass wir St. Engelbert in Eppinghofen und Albertus Magnus in Styrum aufgeben müssen, weil die notwendige Sanierung nicht zu bezahlen wäre. Für St. Engelbert hoffen wir auf einen Investor, der den Kirchenturm stehen lässt und die Kirche selbst für Büro- und Wohnraum umbaut. Mein ehemalige Pfarrhaus am Schildberg, aus dem ich bereits ausgezogen bin, wird vermietet. Das Pfarrbüro wird ins gegenüberliegende Pfarrheim verlagert. Die Urnenkirche Heilig Kreuz wird bis Ostern um 200 Grabstellen erweitert und danach wieder für Gottesdienste genutzt. Die Winkhauser Christ-König-Kirche bleibt erhalten. Das dortige Gemeindehaus soll langfristig verkauft oder vermietet werden.
Manfred von Schwartzenberg wurde 1944 (kriegsbedingt) in Baumen bei Waldbröhl geboren. Er wuchs in Essen auf. Nach seinem Abitur am dortigen Burggymnasium studierte er katholische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. 1971 wurde er in St. Engelbert in Eppinghofen zum Priester geweiht. Als Kaplan arbeitete er anschließend in Gelsenkirchen-Schalke und in St. Mariae Rosenkranz (Styrum). Gleichzeitig übernahm er die Aufgabe des Stadtjugendseelsorgers. Anschließend wechselte er als Militärselsorger zur Bundeswehr.
Hier organisierte er unter anderem die Soldaten-Wallfahrten nach Lourdes. Neben seinem Pfarramt in St. Barbara, stand er von 1993 bis 2007 als Stadtdechant der katholischen Stadtkirche vor. Heute ist er ihr Ehren-Stadtdechant.
Dieses Interview erschien am 4. Januar 2018 in NRZ und WAZ
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