Nicht nur der Bild-Altar von St. Mariae Rosenkranz ist sehenswert. |
Sie hat den wenigen, aber umso interessierter zuhörenden Teilnehmern der Kirchenführung viel zu zeigen und zu erzählen. "Wir hätten niemals gedacht, dass eine Arbeiter-Kirche so viele Schätze in sich birgt", sind sich Oliver Birnkammer und Urszula Chanko nach dem einstündigen Kirchen-Rundgang einig.
Schon vor dem Kirchenportal lohnt sich der Blick nach oben. Gleich über der Pforte zeigt ein Relief im Mauerwerk der neugotischen Kirche den heiligen Dominikus, der von der Mutter Gottes einen Rosenkranz überreicht bekommt. Auf der anderen Seite sieht man die mittelalterliche Kirchenreformerin Katharina von Siena. Darüber sieht man ein Rosettenfenster und eine 1982 überarbeitete Marienfigur. Geht man durch das Portal in die Kirche hinein, stößt man auf kunstvoll gestaltete Boden-Kacheln. Die Architektin Beate Düster, die hauptberuflich als Denkmalschützerin in Gelsenkirchen arbeitet, lenkt den Blick der Besucher auf ein Bodenrelief. Das zeigt Sankt Georg, der mit einem Drachen das Sinnbild des Bösen besiegt. "Das Böse soll draußen bleiben, wenn die Gottesdienstbesucher sich in der Kirche auf das Gute besinnen", erklärt Düster die Symbolsprache. Das damals beim Bau der neuen Kirche nicht gespart wurde, zeigt die Tatsache, dass das Styrumer Gotteshaus mit den Villeroy & Boch-Kacheln gefliest wurde. Sie hatte man auch im 1880 eingeweihten Kölner Dom verwendet.
Thyssen und seine Arbeiter zogen an einem Strang
Auch wenn die 1894 eingeweihte Kirche nach den Plänen des Architekten und Wiener Dombaumeisters Franz Schmidt im neugotischen Stil gebaut worden ist, vermittelt die allgegenwärtige biblische Bildersprache einen geradezu barocken Eindruck. Das gilt für den 1904 von Peter Schneider geschaffenen Bilderltar ebenso, wie für den 1902 von Josef Kannengießer gemalten Kreuzweg oder die 1904 gebaute Kanzel.Komplettiert wird der religiöse Bilder-Reigen durch die in den frühen 1950er Jahren neu geschaffenen Chorfenster. Der Bilderaltar, die Holzkanzel und die Chorfenster zeigen uns unter anderem das Abendmahl und die Evangelisten, die Jünger von Emaus, Marias Empfängnis und Marias Himmelfahrt, die Apostel und Kirchenlehrer Johannes, Magdalena, den ungläubigen Thomas und Thomas von Aquin oder die pfingstliche Erleuchtung und Entsendung der Jünger Jesu. Aber auch die Stahlarbeiter, die in August Thyssens 1870 gegründeten Styrumer Stahlwerk arbeiteten, sind in einem der Chorfenster verewigt.
"Auch wenn der katholische Unternehmer August Thyssen 100.000 Goldmark für den Kirchenbau gestiftet hat, darf man nicht vergessen, dass es damit bei weitem nicht getan war. Auch die einfachen Leute, Arbeiter und Bauern, haben als Gemeindemitglieder ihren Beitrag dazu geleistet. Nur so konnte die Kirche zu dem geistlichen Kunstwerk werdent, das sie heute ist", betont Beate Düster.
Als ein Beispiel nennt sie die wertvolle und an Relief-Bildern reiche Holzkanzel. Sie, die heute nur noch symbolischen Wert hat und nur in selten Ausnahmen als Predigt-Plattform genutzt wird. Sie wurde dem ersten Pfarrer von St. Mariae Rosenkranz, Reinhold Bergmann, von seiner Schwester Elisabeth im Jahr 1904 zum silbernen Priester-Jubiläum geschenkt.
Der Papst spendierte einen Altar
Besonders sehenswert sind auch die beiden Seitenaltäre mit mächtigen und zugleich filigran geschnitzten Figuren der Mutter Gottes mit dem Jesus-Kind und ihrem Gemahl Josef. "Früher wurden in dieser Kirche an ihrem Hauptaltar und ihren beiden Nebenaltären bis zu drei Gottesdienste gleichzeitig gefeiert", weiß Beate Düster aus der Pfarrchronik zu berichten. Priester-Mangel und nachlassender Gottesdienstbesuch waren in der Gründungsphase der Styrumer Gemeinde kein Thema. "Es waren vor allem die katholischen Zuwanderer aus Polen, Schlesien, Westfalen und aus dem Sauerland, die bei Thyssen Arbeit fanden, die die ersten Gemeindemitglieder stellten", berichtet Düster.Besonders stolz ist die Gemeinde, die heute von Constant Leke, einem Pastor aus Kamerun, betreut wird, auf den Josefs-Altar. Den Josef ist der Schutzpatron der Arbeiter und sein Altar wurde der Gemeinde in ihrer Gründungsphase vom damaligen Papst Leo XIII. geschenkt. Dieser Papst, der von 1878 bis 1903 der Nachfolger Petri war, gilt mit seiner 1891 veröffentlichten Sozial-Enzyklika Rerum Novarum als Begründer der katholischen Soziallehre.
Wie ein Wunder
Wie ein Wunder wirkt es in der Rückschau, dass die Arbeiter-Kirche im Industrieort Styrum während des Zweiten Weltkrieges fast unzerstört blieb. Nur ihre Fenster mussten nach dem Krieg erneuert werden. "Da hat jemand seine schützenden Hände über diese Kirche gehalten", glaubt Beate Düster. Auch außerhalb der Sommer-Führungen macht die Denkmalschützerin interessierte Gruppen gerne mit der besonders sehenswerten und inspirierenden Kirche am Styrumer Marienplatz vertraut. Weitere Auskünfte bekommt man im Gemeindebüro am Marienplatz unter der Rufnummer gibt sie unter der Rufnummer 0208-400060Dieser Text erschien im August 2017 in der Mülheimer Woche und im Neuen Ruhrwort
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