Dieses Damen-Quartett von der Caritas macht sich für das Projekt "Verrückt na und" stark (von links): Manrtina Pattberg, Berna Abegg, Nicole Meyer und Corinna Eickmann. |
„Wir müssen das Thema offen ansprechen, um Vorurteile und
Ängste abzubauen“, erklärt Berna Abegg von der Psychologischen Beratungsstelle
der Caritas, warum der katholische Sozialverband das Projekt „Verrückt, na und“
ins Leben gerufen hat.
„Wir gehen mit psychologisch geschulten Profis und mit
betroffenen Lebensexperten in neunte Klassen, um mit Schülern und Lehrern über
das immer noch tabuisierte Thema der seelischen Gesundheit zu sprechen und
damit in der schwierigen Lebensphase der Pubertät psychischen Erkrankungen
vorzubeugen oder bei Bedarf Hilfe anzubieten“, erklärt die stellvertretende
Caritas-Geschäftsführerin Martina Pattberg die Idee hinter dem Projekt.
Dass die Caritas inzwischen zwölf Trainerteams in
weiterführende Schulen schickt, um die fatale Schweigespirale in Sachen
seelischer Gesundheit zu durchbrechen, ist akutem Handlungsdruck geschuldet.
Erst 2016 hat die Deutsche Angestellten Krankenkasse in ihrem Gesundheitsreport
darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der psychisch Erkrankten in den vergangenen
20 Jahren verdreifacht hat und das psychische Erkrankungen, wie etwa die
Depression, inzwischen für 17 Prozent aller Krankschreibungen und für 40
Prozent aller Frühverrentungen verursachen. Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation leiden derzeit weltweit 350 Millionen Menschen an
Depressionen. Und das statistische Landesamt hat herausgefunden, dass allein in
NRW jährlich rund 100.000 Menschen wegen psychischer Störungen stationär
behandelt werden müssen.
„Wenn wir mit den Schüler in Gesprächsrunden, mit
Rollenspielen oder in Form von Gruppenarbeit reflektieren, woran man psychische
Erkrankungen erkennen, wie man ihnen vorbeugen oder wie man sie behandeln kann, spüren wir immer, wie
die Jungendlichen sich für das Thema sensibilisieren und ihre Vorurteile und
Ängste verlieren, weil sie erkennen: Das betrifft auch mich oder könnte auch
mich betreffen“, berichtet Abegg.
„Das hätte ich nicht gedacht, dass auch Sie betroffen sind“,
hört die fünfache Mutter und inzwischen pensionierte Leiterin einer Kindertagesstätte,
Corinna Eickmann, wenn sie von ihrem Leidensweg durch eine, in ihrem Fall
genetisch bedingte Depression berichtet. „Ich spüre, dass ich ihnen viel geben
kann, wenn ich den Jungendlichen meine Lebensgeschichte erzähle“, erklärt
Eickmann, warum sie sich für das Projekt der Caritas engagiert und sich damit
auch als Betroffene bewusst outet. „Ich will ihnen klar machen, dass es jeden
treffen kann und dass man aber auch aus einer Depression wieder herauskommen
kann, wenn man sich helfen lässt.“ Eickmann haben zum Beispiel Psychotherapie
und Medikamente, aber auch Gespräche mit fürsorglichen Freunden, Musik und viel
Bewegung aus der Krise herausgeholfen. Und wenn man die ruhige und freundliche
Frau heute sieht, kann man sich nicht vorstellen, dass es in ihrem Leben,
krankheitsbedingt, Zeiten gab, in denen sie noch nicht mal das Haus verlassen
konnte, um den Müll herunterzubringen oder einzukaufen.
„Nach den Projekttagen bekomme ich von vielen Lehrern die
Rückmeldung: ‚Unser Klassenklima ist besser geworden und wir gehen jetzt viel
achtsamer miteinander um“, freut sich die zuständige Projektleiterin der
Caritas, Nicole Meyer über die nachhaltige Wirkung der vorbeugenden
Aufklärungsarbeit in den Schulen.
Weitere Informationen
Interessierte Klassenlehrer und Schulleiter können sich unter
0208-3000893 oder per E-Mail an: nicole.meyer@caritas-muelheim.de melden und
informieren.
Das Team der Psychologischen Beratungsstelle der Caritas ist
an der Hingbergstraße 176 unter 0208-30008-80 erreichbar.
Das Projekt „Verrückt, na und“ wird vom Netzwerk Irrsinnig
menschlich, von der Internetplattform gesundheitsziele.de, von der Aktion
Lichtblicke, von der Barmer Ersatzkasse und von der Mülheimer
Entsorgungsgesellschaft MEG unterstützt.
Dieser Text erschien am 4. August 2017 im Neuen Ruhrwort
Dieser Text erschien am 4. August 2017 im Neuen Ruhrwort
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