Dienstag, 15. August 2017

Worüber man so redet

Sage mir, worüber du redest und ich sage dir, wer du bist. Wenn man über die Schloßstraße schlendert und hier oder dort ein Rentner-Clübchen sitzen und stehen sieht, hört man entweder etwas über den letzten Urlaub oder über den nächsten Arztbesuch.

Wenn man eine Gruppe oder ein Pärchen nadelgestreifter Anzugträger beim Mittags-Meeting im Bistro sitzen sieht, sprechen sie garantiert über ihren Chef, ihr aktuelles Projekt oder über den nächsten Karrieresprung. Wohl beleibte Menschen haben natürlich nur ein Leib- und Magen-Thema: Gutes Essen und Trinken. Entweder tauschen sie sich über Rezepte oder Restaurants aus. Da bleib ich auch schon mal gerne stehen und höre mit. Wirklich begeistert hat mich aber eine hoch betagte Dame, der ich jetzt zum Geburtstag gratulieren durfte. Meine Eingangsfrage, was aus ihrer lebenerfahrenen Perspektive das Schönste im Leben sei, beantwortete sie mir prompt mit: „Sex, natürlich!“

Wenn sie es mit ihrer langen Lebenserfahrung sagt, muss es stimmen. Wenn das keine ermutigende Einsicht für alle unfreiwilligen Singles und Mauerblümchen ist. Es ist nie zu spät für den Spaß an der Freude, egal, ob wir den Generationen Ü30, Ü40, Ü50, Ü60, Ü70 oder UHu („unter 100“) angehören. Also, haben wir Mut, mal wieder zu kuscheln, statt uns ständig über die Idiotien und die Idioten des Lebens zu ärgern. 

Dieser Text erschien am 15. August 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung

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