Heimat.
Ist darüber nicht alles gesagt? Vielleicht. Aber noch nicht von
allen. Und so wagte sich die Volxbühne mit "heiMat" an
dieses Menschheitsthema, das angesichts von weltweit 65 Millionen
Flüchtlingen brennend aktuell ist.
Nach
45 dichten und berührenden Minuten, in denen Schauspieler der
Volxbühne zusammen mit Lehrern und Schülern der Förderschule an
der Rembergstraße ihr Heimatgefühl mit starken Bildern in Szene
setzten, hatten die 70 Zuschauer im vollbesetzten Theaterstudio an
der Von-Bock-Straße das Gefühl: Gewagt und gewonnen. Entsprechend
begeistert fiel der Applaus des Publikums aus.
Wie
bringt man ein Theaterstück auf die Bühne, wenn man mit Schülern
arbeiten will deren sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt
sind. Regisseur Jörg Fürst nahm diese Herausforderung mit einer
Inszenierung an, die nicht viele Worte machte, sondern auf starke
Bilder und einfache Botschaften setzte. So zauberten die Darsteller
zwischen 13 und 85, ob sie nun mit oder ohne Handicap agierten, eine
sinnliche Heimat-Sinfonie auf die Volx-Bühne.
"Heimat
ist, wo wir wir sein können!" "Heimat. Das ist meine
Wohnung und mein Balkon!" "Heimat ist, wo meine Freunde
sind!" "Heimat ist, wo ich mit meinem Mann glücklich sein
kann!" "Heimat ist da, wo meine Eltern sind." "Meine
Heimat Westpreußen, in der ich geboren und aufgewachsen bin, habe
ich verloren. Aber jetzt ist Mülheim an der Ruhr, in dem ich seit 60
Jahren lebe, meine Heimat." "Heimat ist für mich das
Stadion von Borussia Dortmund!" "Heimat ist für mich da,
wo ich spielen und herumtoben kann."
Neben
diesen gesprochenen oder auf Tonbändern vorgespielten Botschaften
überzeugte die Inszenierung schönen Bildern. Wo die Sprache nicht
ausreichte oder gar nicht zur Verfügung stand, füllten Musik, Tanz,
Film und Gestik problemlos die Lücke,
Alles
in allem überzeugte "heiMat" als ein gelungenes Beispiel
dafür, das Theater Generationsgrenzen und Handicaps spielend
überspringen kann. Dass nicht nur die Schauspieler, sondern auch die
Zuschauer nach der Vorstellung ein kleines Topfpfänzchen mit nach
Hause nehmen durfte, zeigte: Jeder Mensch ist wie eine ganz eigene
Pflanze, die nur gedeihen kann, wenn sie eine Heimat findet, in der
sie geerdet wird und Wurzeln scjlagen kann.
Weitere
Informationen findet man im Internet unter: www.voelxbuehne.de
Dieser Text erschien am 3. Juli 2017 in NRZ und WAZ
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