Dienstag, 4. Juli 2017

Volxbühne überspringt mit "heiMat" spielend Generationsgrenzen und Handicaps

Heimat. Ist darüber nicht alles gesagt? Vielleicht. Aber noch nicht von allen. Und so wagte sich die Volxbühne mit "heiMat" an dieses Menschheitsthema, das angesichts von weltweit 65 Millionen Flüchtlingen brennend aktuell ist.

Nach 45 dichten und berührenden Minuten, in denen Schauspieler der Volxbühne zusammen mit Lehrern und Schülern der Förderschule an der Rembergstraße ihr Heimatgefühl mit starken Bildern in Szene setzten, hatten die 70 Zuschauer im vollbesetzten Theaterstudio an der Von-Bock-Straße das Gefühl: Gewagt und gewonnen. Entsprechend begeistert fiel der Applaus des Publikums aus.

Wie bringt man ein Theaterstück auf die Bühne, wenn man mit Schülern arbeiten will deren sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt sind. Regisseur Jörg Fürst nahm diese Herausforderung mit einer Inszenierung an, die nicht viele Worte machte, sondern auf starke Bilder und einfache Botschaften setzte. So zauberten die Darsteller zwischen 13 und 85, ob sie nun mit oder ohne Handicap agierten, eine sinnliche Heimat-Sinfonie auf die Volx-Bühne.

"Heimat ist, wo wir wir sein können!" "Heimat. Das ist meine Wohnung und mein Balkon!" "Heimat ist, wo meine Freunde sind!" "Heimat ist, wo ich mit meinem Mann glücklich sein kann!" "Heimat ist da, wo meine Eltern sind." "Meine Heimat Westpreußen, in der ich geboren und aufgewachsen bin, habe ich verloren. Aber jetzt ist Mülheim an der Ruhr, in dem ich seit 60 Jahren lebe, meine Heimat." "Heimat ist für mich das Stadion von Borussia Dortmund!" "Heimat ist für mich da, wo ich spielen und herumtoben kann."

Neben diesen gesprochenen oder auf Tonbändern vorgespielten Botschaften überzeugte die Inszenierung schönen Bildern. Wo die Sprache nicht ausreichte oder gar nicht zur Verfügung stand, füllten Musik, Tanz, Film und Gestik problemlos die Lücke,
Alles in allem überzeugte "heiMat" als ein gelungenes Beispiel dafür, das Theater Generationsgrenzen und Handicaps spielend überspringen kann. Dass nicht nur die Schauspieler, sondern auch die Zuschauer nach der Vorstellung ein kleines Topfpfänzchen mit nach Hause nehmen durfte, zeigte: Jeder Mensch ist wie eine ganz eigene Pflanze, die nur gedeihen kann, wenn sie eine Heimat findet, in der sie geerdet wird und Wurzeln scjlagen kann.


Weitere Informationen findet man im Internet unter: www.voelxbuehne.de 

Dieser Text erschien am 3. Juli 2017 in NRZ und WAZ

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mensch im Mittelalter

  Die Interessengemeinschaft Hochgotik ließ die Besucherinnen und Besucher auf Schloss Broich ins 13. Und 14. Jahrhundert reisen und kam dam...