Seit 55 Jahren sind das deutsche Mülheim und das französische Tours als Partnerstädte freundschaftlich miteinander verbunden. Es sind Menschen, wie Charlotte Brands und Adele Spies (beide 15 Jahre), die diese Freundschaft jung erhalten.
Charlotte und Adele haben in den vergangenen drei Monaten gemeinsam die Freie Waldorfschule in Heißen besucht. Adele lebt mit ihrer Familie in einem Vorort von Tours und das Tourainer Gymnasium Rene Decartes besucht.
Drei Monate lang hat Adele nicht nur den Alltag an der Waldorfschule, sondern auch den Familienalltag im Hause Brands erlebt. Natürlich haben sich Charlottes Eltern Sarah und Guido Brands ins Zeug gelegt, um den beiden jungen Damen etwas zu bieten und zu zeigen, was das Leben in Mülheim und im Ruhrgebiet ausmacht.
Neben dem Ruhrtal, Schloss Broich, Kloster Saarn und den Mülheimer Einkaufszentren standen zum Beispiel auch Besuche im Ruhrlandmuseum, auf der Zeche Zollverein, in der Landeshauptstadt Düsseldorf und im Dortmunder Borussenpark auf dem gemeinsamen Programm.
„Obwohl ich schon seit fünf Jahren in Tours Deutsch lerne, wusste ich vor meinem Besuch hier gar nicht, dass Mülheim und Tours Partnerstädte sind“, erzählt Adele. Dass sich Adele dennoch für Deutschland interessiert, hat familiäre Gründe. Ihr Familienname Spies lässt es erahnen. Ihr Großvater kommt aus dem Rheinland und ihre Großmutter aus dem Elsaß.
Besonders interessant fand Adele, die nun wieder nach Tours zurückkehrt, „dass es hier in Mülheim noch viel Industrie gibt.“ Adele: „Das kenne ich aus Tours nicht. Wir haben dafür bei uns Schlösser und Weinberge.“ Neu war für die junge Tourainerin auch die Waldorfpädagogik. „Ich habe hier viel gelernt. Bei uns ist der Unterricht sehr wissenschaftlich. Aber an der Waldorfschule habe ich auch etwas über Gartenbau erfahren und selbst einen Holzhocker gebaut. Ich habe hier wirklich viel gelernt und die Leute waren sehr nett zu mir“, schildert die Tourainer Gymnasiastin ihre Erfahrungen.
Für ihre Gastgeberin Charlotte war es interessant, „noch einmal ganz anders über die eigene Sprache und ihre Bedeutung nachzudenken.“ Für Adele waren deutsche Redewendungen, wie etwa „einen Frosch im Hals haben“ oder „eine Katze im Sack zu kaufen“ neu.
Auch an das deutsche Frühstück ohne Crossaint, dafür aber mit Brot, Butter, Wurst und Käse sowie an die warme Mittagsmahlzeit in der Schulmensa musste sich Adele erst mal gewöhnen. „Wir haben immer ein süßes Frühstück und abends essen wir warm“, schildert sie die französische Esskultur.
Auch die Teilnahme am deutschsprachigen Unterricht war für Adele anfangs schwer. „Ich habe zunächst nur zugehört, aber dann war ich plötzlich in der deutschen Sprache drin“, berichtet sie. Besonders interessant fanden ihre deutschen Mitschüler an der Waldorfschule, dass Adele in Tours nicht nur mit Lektüre und Gesprächen im Unterricht, sondern auch mit Lehrvideos die deutsche Sprache erlernt. „Mein Deutsch ist durch die Zeit in Mülheim viel besser geworden“, freut sich Adele.
Und Charlotte freut sich, dass sie ihre neue französische Freundin Adele schon nach den Sommerferien wiedersehen wird. Denn dann startet ihr Schul-Quartal am Tourainer Gymnasium Rene Decartes und ihr französischer Alltag bei Familie Spies. „So erleben Charlotte und Adele die deutsch-französische Freundschaft ganz konkret. Das ist uns wichtig“, schildert Sarah Brands ihre Motivation und die ihres Mannes, sich als Gasteltern für einen Besuch aus Tours zu öffnen.
Weitere Informationen zu den Partnerstädten bietet die Internetseite des Fördervereins Mülheimer Städtepartnerschaften www.staedtepartner-mh.de
Dieser Text erschien am 7. Juli 2017 in NRZ und WAZ
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