Samstag, 9. Oktober 2021

In Würde leben, bis zuletzt!

 "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." So steht es im Artikel 1 des Grundgesetzes. Dieses große Versprechen unserer Verfassung wird in der sozialen Wirklichkeit nicht immer eingelöst. Umso beachtlicher ist das ehrenamtliche Engagement, das die aktuell 40 Begleiter des Ambulanten Hospizes leisten.

"Unsere Ehrenamtlichen sind unser großer Schatz", sagt die Vorsitzende des Ambulanten Hospizes, Ursula König. Vor 25 Jahren waren ihr Ehemann Henning, sie, der damalige Caritas-Geschäftsführer Klemens Anders und der damalige Stadtdechant Manfred von Schwartzenberg die  treibenden Kräfte bei der Gründung des Hospizvereins, aus dem 2008 das Ambulante Hospiz hervorgegangen ist.

Pionierarbeit geleistet

In der Rückschau stellt Ursula König fest: "Wir haben Pionierarbeit geleistet, das Tabu um Sterben und Tod aufgebrochen und wir sind heute gut etabliert." Schwerstkranke und sterbende Menschen nicht allein zu lassen, ihnen Zeit, Zuwendung, Trost und ein offenes Ohr zu schenken und damit auch die in Mitleidenschaft gezogenen Angehörigen zu unterstützen, das ist der christliche Kern des Ambulanten Hospizes.
Diese Arbeit, die vornehmlich von Frauen und mehrheitlich von Menschen aus der lebenserfahrenen Generation der Über-50-Jährigen geleistet wird, zeigt: Nächstenliebe ist nicht nur ein frommer Wunsch. Allein in den Jahren 2019 und 2020 haben die ehrenamtlich Begleitenden des Ambulanten Hospizes jeweils 46 sterbende Menschen daheim und in Pflegeheimen betreut. Nach dem ersten Corona-Lockdown musste das Ambulante Hospiz zwischen März und Juni seine ambulante Begleitung Sterbender auf telefonische Kontakte beschränken. Inzwischen kann die persönliche Begleitung, unter Einhaltung der Corona-Schutz-Maßnahmen, wieder persönlich und vor Ort durchgeführt werden.

Für Ursula König steht fest: "Unser Ladenlokal am Kohlenkamp/Ecke Leineweberstraße, in dem wir Anlaufstelle für Ratsuchende sind, aber auch die regelmäßigen Treffen und die Aus- und Fortbildung unserer Begleiter durchführen können, haben die Arbeit des Ambulanten Hospizes ebenso vorangebracht wie unsere enge und gute Verbindung mit den Mülheimer Krankenhäusern, Pflegeheimen und mit der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV)." Hinter der SAPV steht ein ärztliches und schmerztherapeutisches Netzwerk.

Hauptamtliche Koordination

Die ehrenamtliche Arbeit des spendenfinanzierten Ambulanten Hospizes kann aber nur mithilfe von Andrea Guntermann funktionieren, die als hauptamtliche Mitarbeiterin die Einsätze der Begleiter koordiniert, fachlich gestaltet und für Ratsuchende, auch in der Trauerbegleitung, als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht. Das Ladenlokal des Ambulanten Hospizes am Kohlenkamp 7 ist telefonisch unter den Rufnummern: 0208 - 30 448 680 und 0160 - 78 688 45 erreichbar und montags, dienstags, donnerstags und freitags zwischen 9 und 12 Uhr geöffnet:

"Die ehrenamtlich Mitarbeitenden wissen, dass sie sich mit allen Problemen, die bei ihrer sensiblen Arbeit auftauchen können, jederzeit an uns wenden können. Außerdem gibt es neben den Austauschtreffen auch das Angebot einer professionellen Supervison, um das Erlebte zu reflektieren und zu verarbeiten", erklärt Guntermann.

Wer seelisch stabil ist und sich vorstellen kann, im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten, sterbende und schwerstkranke Menschen zu begleiten, sollte mit dem Ambulanten Hospiz Kontakt aufnehmen. Im kommenden Frühjahr startet dort eine neue 120-Stunden-Ausbildung für ehrenamtliche Sterbebegleiter, die mit einem Praktikum in einer Pflegeeinrichtung abschließt. Seit 1997 hat das Ambulante Hospiz 89 Frauen und 17 Männer zu ehrenamtlichen Sterbebegleitern ausgebildet. Weitere Informationen bietet die Internetseite des Ambulanten Hospizes: www.ambulantes-hospiz-mh.de


MW/LK, 08.10.2021

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