„Kann
ich Ihnen helfen?“ Was für eine Frage. Auch wenn sich mir an schlechten Tagen
der Eindruck aufdrängt, dass mir nicht mehr zu helfen sei, klingt dieser Satz
doch fast so schön, wie: „Der Kaffee ist fertig!“ „Das hast du gut
gemacht“oder: „Ich hab‘ dich lieb!“
Die
unverhofft wohlklingende und wohltuende Frage überraschte mich, weil sie im
Hauptbahnhof an mein Ohr drang und von einem freundlichen Mann ausgesprochen
wurde, dessen Dienstkleidung ihn als Mitarbeiter der Deutschen Bahn auswies.
Es
geschehen noch Zeichen und Wunder. Die Deutsche Bahn, von der man als
verspätungs- und ausfallgeplagter Fahrgast nichts mehr erwartet, außer ihre
nächste unverdiente Fahrpreiserhöhung oder vielleicht die Erhöhung ihrer
Vorstandsgehälter, fragt ihre Kunden persönlich, ob sie ihnen helfen kann.
Natürlich
hätte ich den freundlichen und hilfsbereiten Mann von der Bahn bitten können,
für preiswertere, dichtere und pünktlichere Zugverbindungen und für
bescheidenere Vorstandsgehälter bei seinem Arbeitgeber zu sorgen. Doch ich
wollte die angenehme Gesprächsatmosphäre im Vorbeigehen nicht vergiften, zumal
der arme Mann, sicher nicht zu den Bahn-Mitarbeitern gehörte, die sich qua Amt
und Gehaltsstufe mit der Beantwortung dieser Fragen beschäftigen müssen.
So
beließ ich es angesichts der Tatsache, dass unsere Stadt aufgrund der
Streckensperrungen und Bauarbeiten in den kommenden Herbstferientagen zur
bahntechnischen Sackgasse degradiert wird, bei der naheliegenden Frage, wie
ich, wenn es denn sein muss, nach Essen und Duisburg komme. Der Wegweiser
machte seinem Namen alle Ehre und klärte mich darüber auf, welcher
Schienenersatzbus bis zum 29. Oktober am Nordausgang des Hauptbahnhofes, wohin
fährt. Die zielführenden Auskünfte des freundlichen Bahnmitarbeiters ließen in
mir einen Hauch von Zuversicht und Orientierung aufkommen. Vielleicht sollten
wir das Rathaus auch mal als politisch blockierte Dauerbaustelle mit rot-weißem
Flatterband absperren und unsere Kommunalpolitiker per Schienenersatzverkehr in
besser und wegweisender regierte Städte bringen lassen. Vielleicht könnten
ihnen dort freundliche Kollegen als Wegweiser mal zeigen, wie man eine Stadt
aus der Sackgasse herausführt.
Dieser
Text erschien am 15. Oktober 2018 in der NRZ
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