Vorleser Wolfgang Hausmann in der Fünte |
Er war kein
lauter, aber ein scharfsinniger und einfühlsamer Kabarettist und
Autor. Wolfgang Hausmann liest am Freitagabend in der Fünte Hanns
Dieter Hüsch mit seinen Texten lebendig werden. Gastgeber Frank
Bruns hatte recht: „Sie könnten heute Abend auch an der Ruhr sein,
aber das wäre ein großer Fehler!“
30 Zuhörer
entdeckten in der alten Kultur-Kneipe an der Gracht 209 den 2005
verstorbenen Hüsch neu, der über sich und seine Landsleute vom
Niederrhein gesagt hat: „Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber
alles erklären!“ Eine pure Untertreibung, wie Hausmanns
Hüsch-Abend zeigte, an dem man den 1925 in Moers geborenen
Kabarettisten, Buchautor, Chansonier, Rundfunkmoderator,
Synchronsprecher, Gelegenheitsschauspieler und Heimorgelspieler als
Poeten und Philosophen kennen lernte und seine Impulse mit nach Hause
nahm.
O-Ton-Hüsch in
seinem Gedicht gegen ein rechthaberisches Christentum: „Mein Glück
soll auch dein Glück, dein Leid soll auch mein Leid sein. Gottes
Liebe möge auch unsere Liebe sein, auf das er uns in den Garten des
Erbarmens und auf Wege führe, die wir bisher nicht zu betreten
wagten, denn er will mit dem Menschen gehen und ihn nicht gebückt,
sondern aufrecht und fröhlich sehen.“ Mit seinem
literarisch-biografischen Hüsch-Abend, an dem er auch eine 1973
entstandene Schallplatte mit Hüsch-Chansons zu Gehör brachte,
zeigte Hausmann, wie man auch in „Zimmerlautstärke“ große
Kleinkunst auf die Bühne bringen kann: Noch einmal Hüsch im O-Ton
mit seinem Lied für die Verrückten: „Für die Verrückten will
ich singen, für die Geschlagenen und gegen die Verschlagenen, gegen
die, die über Leichen gehen und für die, die unter den Leichen
sind, gegen die, die Geschichte machen und für die, mit denen
Geschichte gemacht wird, gegen die, die immer mehr und alles und für
die, die immer weniger und nichts haben. Denn die Erde gehört uns
allen. Und Gott sitzt in einem Kirschbaum und schaut uns zu. In seine
Liebe will ich mich versenken, die unsere Seele wieder zu einem
Instrument der Zärtlichkeit macht!“
Am Ende des Abends
gab Hausmann seinen Zuhörern den Rat mit auf den Heim: „Lesen Sie
mal wieder öfter Hüsch. Es lohnt sich“ Diesen Rat kann man nur
weitergeben.
Dieser Text erschien am NN. Mai in der Neuen Ruhr Zeitung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen