Judith Schulte-Loh, die das Podium moderiert und Olaf Biernat, der mit dem Publikumsmikrofon durch die Reihen geht, verstehen es 55 Sendeminuten zu prall mit Positionen und Fakten zu füllen, dass auch der außenstehende Zuhörer am Radio nach der Sendung weiß, worum es geht.
Die Sendung verläuft erwartungsgemäß emotional, ohne den Boden der Sachlichkeit und des gegenseitigen Respektes zu verlassen. "Das ist hier meine geistige Heimat und die will ich mir nicht nehmen lassen!" "Wir sind eine sehr lebendige und aktive Gemeinde, in der Menschen aus allen Generationen aktiv sind", bekommt Klaus Pfeffer aus dem Publikum zu hören. Auch die ebenfalls aus Essen kommende Magdalena Bußmann, bescheinigt den Menschen in St. Antonius Abbas: "Ich habe hier ein lebendiges, aktives und generationsübergreifendes Gemeindeleben erlebt, das ich so heute nicht mehr erwartet hätte. Deshalb wäre es falsch, dieses Gemeindeleben den finanziellen Strukturgesetzen zu opfern." Dafür gibt es natürlich kräftigen Beifall. Und Schulte-Loh sagt: "Frau Bußmann, Sie sind als Anwältin für die Gemeinde gebucht!"
Aber auch Generalvikar Pfeffer, der an diesem Mittwochabend den schwierigen Job hat, findet seine Zuhörer, die ihm abnehmen, dass er es sich nicht leicht macht und um eine tragfähige Strukturlösung ringt. Ein Gemeindemitglied rät ihm, sich auf der Bundesebene für einen Finanzausgleich zwischen den reichen und armen Bistümern stark zu machen. "Darüber wird innerhalb der Bischofskonferenz bereits diskutiert. Aber das ist im Detail eben alles nicht so leicht und bisher haben wir nur einen Finanzausgleich zwischen den west- und den ostdeutschen Bistümern erreicht", beschreibt er den Ist-Zustand.
Pfeffer weist darauf hin, dass sich die Zahl der katholischen Christen im Ruhrbistum seit seiner Gründung im Jahre 1958 auf heute knapp 750.000 halbiert habe. "Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Gläubigen sinkt, werden wir langfristig nicht weiterkommen, wenn wir uns nur auf kleine Gruppen und Gemeinden fixieren. Wir brauchen Lösungen, die auch über das Jahr 2030 hinaus tragfähig sein können, damit wir nicht alle drei bis vier Jahre die gleiche Strukturdiskussion führen müssen."
Mit Blick auf die Situation in der Gemeinde Antonius Abbas und in ihrer Pfarrgemeinde St. Josef räumt Pfeffer ein, "dass der Pfarreientwicklungsprozess hier nicht glücklich gelaufen ist" und er sich fragen müsse: "Warum Sie hier als Gemeinde mit ihrem Potenzial nicht gesehen worden sind."
Professor Gerhards macht der Gemeinde Mut, in dem er Beispiele dafür nannte, wie man Kirchenräume sowohl sakral als auch säkular nutzen könne. Man könne, so Gerhards, Teile der Kirchenräume zum Beispiel auch für Kindertagesstätten, die Caritas, Gemeinde- und für Beratungsbüros oder auch für örtliche Gruppen, Vereine und Gastronomie nutzen. Letzteres stieß aber im Publikum auf wenig Gegenliebe.
"Ich bin nicht der Papst und Essen ist nicht der Vatikan", antwortete Generalvikar Pfeffer auf Magdalena Bußmanns Anregung, den akuten Priestermangel durch einen erweiterten Zugang zum Priesteramt, für Frauen und verheiratete Männer zu beheben. "Es gibt kein biblisches Gebot, das nur zölibatär lebende Männer zu Priestern geweiht werden dürfen. Wenn wir die bisher brach liegenden Potenziale nicht nutzen, versündigen wir uns am Wort Gottes", hielt die Frau von "Wir sind Kirche dagegen."
Auch der in St. Josef und St. Antonius tätige Religionslehrer und Diakon Peter Lenz unterstützte Bußmanns Thesen zum Priesteramt. "Wenn, dann sollte man nicht nur das Diakonat der Frau einführen, sondern Frauen den gleichberechtigten Zugang zum Priesteramt ermöglichen", stellte er im Gespräch nach der Sendung fest. Und der im Sachausschuss von St. Antonius Abbas tätige Michael Holtwiesche resümierte: "Das war eine gelungene Sendung, die uns in unserer Gemeinde und in unserer Pfarrgemeinde helfen wird, unseren Weg fortzusetzen und zu einem friedensstiftenden Ergebnis zu kommen, mit dem alle Beteiligten in der Gemeinde und in der Pfarrgemeinde gut leben können."
Dieser Text erschien am 13. April 2018 im Neuen Ruhrwort
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