Mittwoch, 23. Mai 2018

Dem Ernst ins Auge schauen

"Lach bloß nicht!" rät die Ehefrau Ihrem Ehemann. Ehekrach? Nein. Die beiden lassen nur Passfotos machen.

"Sie müssen geradeaus und neutral schauen. Sonst sind Sie auf Ihrem biometrischen Personalausweis nicht identifizierbar", sagt die Fotografin. Der Angesprochene schaut verdutzt. Kein Wunder. Was ist heute schon neutral? Angesichts des Weltgeschehens um uns herum, erscheint es zwangsläufig, ernst in die Welt zu schauen. Aber wenn man sich die unfreiwilligen Chefkomiker Trump, Putin, Erdogan und Co anschauen, kann man nur noch lachen, um nicht zu weinen. Wer hat eigentlich gesagt: "Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand!" Kann man den Urheber dieser Unweisheit noch zur Rechenschaft ziehen? Am besten täte man dies gleich zusammen mit all jenen, die sich in ihren Ämtern als mächtig dumm, skrupellos und beratungsresistent erweisen und damit nicht nur dieser Volksweisheit, sondern auch den Völkern Hohn spotten. Wir bräuchten nicht nur für Unternehmen, die ihre Kunden hinters Licht führen eine Musterfeststellungsklage ohne Verjährungsfrist.

Nur so könnten wir dafür sorgen, dass die Mächtigen, die ihre Macht missbrauchen, nichts mehr und die Ohnmächtigen und Missbrauchten endlich wieder mehr zu lachen hätten und beim nächsten Passfoto geradeaus und fröhlich in die Kamera schauen könnten. 

Dieser Text erschien im Mai 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung

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