Musik ist schön. Aber nicht immer ist Musik schön. Das merkte ich, als ich gestern unwillkürlich das Spiel eines Straßenmusikers hörte oder besser hören musste, der gleich vor dem Haus seinem Akkordeon immer wieder die gleichen Dreiklänge abnötigte. Tonleiter rauf. Tonleiter runter. Wenn man solche Fingerspiele im Vorbeigehen aufnimmt, wird man sie nicht weiter wahrnehmen. Aber wenn man sie 30 Minuten und länger bei geöffnetem Fenster hört, während man gerade bei einem Text den richtigen Ton treffen will und muss, kann ein solcher Musicus Infernale schon das Nervenkostüm seines unfreiwilligen Zuhörers strapazieren. Soll ich das Fenster schließen oder raus gehen und dem Straßenmusikanten Schweigegeld anbieten? Doch dann lasse ich ihn gewähren, weil ich mich an meine eigenen Klavierübungen, lang ist es her, erinnere. C, d, e, f, g, a, h, c! Tonleiter rauf. Tonleiter runter. Und dann kam unsere Nachbarin herauf, um mir, dem Klavier-Knirps, mitzuteilen, „dass mir dein Klavierspiel die Schuhe auszieht!“ Das war das letzte Mal, dass ich Klavier gespielt habe. Eigentlich schade. Denn wer Klavier spielen kann, wird nicht unbedingt Pianist, soll aber Glück bei den Frauen haben.
Dieser Text erschien am 28. April 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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