Gestern
hörte ich im Radio einen Beitrag über den Beginn des Dreißigjährige Krieges,
der auch über die Menschen im damaligen Mülheim viel Unheil im Namen des Heils
brachte. Zwischen Marmeladenbrot und Kaffe wurde mir klar, wie unglaublich es ist,
dass sich Menschen bis heute um ihres Glaubens Willen für Machtinteressen
einspannen lassen. Von den christlichen Kreuzfahrern bis zu den islamistischen
Terroristen zieht sich eine blutige Spur durch die Geschichte. Und das im Namen
von Religionen, die den Menschen Liebe, Hoffnung, Vergebung und Seelenheil
versprechen.
Da hat jemand etwas gründlich falsch verstanden. Oder hat das
Missverständnis Methode. Hat der Philosoph Hegel Recht, wenn er sagt: „Das
einzige, was wir aus der Geschichte lernen, ist, dass der Mensch nichts aus der
Geschichte lernt“!? Ich will das nicht glauben und halte es lieber mit
„Ringparabel“ des Dichters Lessing, in der ein Vater jedem seiner Söhne, die er
alle gleich lieb hat, seinen goldenen Ring als Erbe verspricht und den daraus
resultierenden Zwiespalt mit der Anfertigung von drei gleichen Ringen
überwindet. Den Söhnen, die sich nach dem Tod des Vaters um die Echtheit und
Einzigartigkeit ihres Rings streiten, brauchen, wie so manches Menschenkind bis
heute, ihre Zeit, um zu begreifen, dass ihr Vater sie alle gleich lieb hatte.
Dass sich der Ring unseres Lebens schließt und unser Leben eine runde Sache
wird, wünsche ich uns allen nicht nur heute.
Dieser Text erschien am 24. Mai 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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