Dienstag, 14. Januar 2020

Unverhofftes Fitness-Training

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das musste ich jetzt erfahren, als ich um Haaresbreite meine Straßenbahn verpasste, die mich zu meinem nächsten Termin bringen sollte. So plötzlich auf null ausgebremst, war ich erst mal auf 180. Denn beim Blick auf den Fahrplan musste ich feststellen, dass die nächste Bahn, die mich ans Ziel bringen konnte, noch 30 Minuten auf sich warten lassen würde. Schon wollte ich die Hoffnung fahren lassen, rechtzeitig meinen Termin zu erreichen. Doch dann wurde mir beim Blick auf meine Uhr klar: „Es ist zwar später als gedacht, aber doch noch nicht zu spät.“ Und so nahm ich als gelernte Fußgänger meine Beine in die Hand und stellte fest, dass der unfreiwillige Spaziergang durch die Stadt mir besser tat, als erwartet. So kam ich unverhofft zu einem Fitnesstraining. Meiner Verspätung und der unerwarteten Pünktlichkeit der Ruhrbahn sei Dank. Entgegen meiner eigenen Erwartung erreichte ich mein Ziel noch pünktlich und bekam dort alles Wesentliche mit. Wer zu spät kommt, wird doch nicht immer bestraft, sondern manchmal auch um eine Lebenserfahrung reicher, zum Beispiel um die, dass es sich immer wieder lohnt, den ersten Schritt zu tun und sich auf den Weg zu machen statt sein Ziel vor der Zeit aufzugeben und aus den Augen zu verlieren. 

Dieser Text erschien am 14. Januar 2020 in der NRZ

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