Als ich gestern in St. Engelbert bei der Karnevalsfestmesse den Karnevalsschlager: „Schenk mir dein ganzes Herz. Ich schenke dir meins. Nur die Liebe zählt“ auf der Orgel intoniert hörte, wurde mir klar, dass Halleluja und Helau zwei Seiten derselben Medaille sind. Auch der schon in vielen Sälen gespielte närrische Ohrwurm: „Da sind wir dabei. Das ist prima. Wir lieben das Leben und die Lust. Wir glauben an den lieben Gott und haben auch immer Durst“, klang auf der Königin der Instrumente sicher nicht nur in meinen Ohren wie eine himmlische Botschaft, die die alltagsgeschüttelte Seele streichelte. Mehr Wir als Ich, mehr Demut und mehr Gottvertrauen, ob im Karneval, in der Politik oder im ganz normalen Leben. Kurz: Lebensfreude durch Gemeinschaft. Diese Frohe Botschaft zog sich ganz ohne moralischen Zeigefinger und deshalb wohltuend durch die heiter-besinnlichen Wortbeiträge der geistlichen, närrischen und weltlichen Tollitäten. Mir scheint: Der liebe Gott hat Humor. Er schickt die Narren in seine Kirche, um ihr zu zeigen, wo es lang geht und was im Leben wirklich wichtig ist, im Himmel wie auf Erden. Vielleicht brauchen gerade wir Christenmenschen zwischen Weihnachten, Fastenzeit und Ostern den Karneval, um etwas erlöster und damit, frei nach dem Philosophen Friedrich Nietzsche, glaubwürdiger und überzeugender zu werden.
Dieser Text erschien am 20.01.2020 in der NRZ
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