Montag, 20. Januar 2020

Erinnerung an einen Standhaften

Am 23. Januar jährt sich zum 75. Mal der Tag, an dem der 2001 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochene katholischen Journalist, Arbeiterführer, Familienvater und Widerstandskämpfer Nikolaus Groß von den Nationalsozialisten ermordet wurde. In seiner Heimatgemeinde St. Mauritius in Hattingen-Niederwenigern hält der Verein mit einem kleinen, aber feinen und mit interessanten Exponaten, wie den Originalausgaben, der von 1933 bis 1938 herausgegebenen Ketteler Wacht bestückten Museum die Erinnerung an den 1898 geborenen Nikolaus Groß lebendig. Im Gespräch mit dem Neuen Ruhrwort erklärt der Vorsitzende des Vereins Nikolaus Groß Niederwenigern e.V., Michael Kriwet, warum er sich für das Gedenken an den Seligen aus unserer Region engagiert und warum wir auch 75 Jahre nach seinem Tod gut daran tun, uns an Nikolaus Groß zu erinnern.


Warum sollte man sich heute an Nikolaus Groß erinnern, in dem man das Museum Ihres Vereins besucht?

!!! Weil man sich hier mit einer Person beschäftigt, die keine ungreifbare Ikone ist, sondern deren politische und journalistische Arbeit, zum Beispiel als Chefredakteur der Westdeutschen Arbeiterzeitung und der Ketteler Wacht der KAB in den 1920er und 1930er Jahren einen hohen aktuellen Bezug hat. Hier bringen wir Menschen den Menschen Nikolaus Groß unter anderem mit Gegenständen und Schriftstücken aus einem privaten Besitz näher.


Wie begehen Sie den 75. Todestag von Nikolaus Groß?

!!! Neben einem Pontifikalamt, das Bischof Franz-Josef Overbeck am 23. Januar im Essener Dom feiern wird, wird es bei uns in Hattingen-Niederwenigern am 25. Januar hier in St. Mauritius, wo Nikolaus Groß getauft wurde, zur ersten Heiligen Kommunion ging und mit seiner Frau Elisabeth 1923 getraut wurde, um 17.30 Uhr einen Festgottesdienst und am 26. Januar um 11 Uhr einen Familiengottesdienst geben. Unser 90 Quadratmeter großes Museum wird am 25. Und 26. Januar, jeweils eineinhalb Stunden vor und nach der Heiligen Messe seine Türen öffnen.


Warum engagieren Sie sich für die Erinnerung an Nikolaus Groß?

!!!: Weil ich als jemand, der in seiner Heimatgemeinde lebt und ehrenamtlich aktiv ist, weiß, dass die Lebensleistung von Nikolaus Groß nie an Aktualität verloren hat und heute aktueller denn je ist. Er ist für mich, wie gesagt, keine theoretische Ikone, die man an die Wand hängt. Da Nikolaus Groß‘ 2019 verstorbener Sohn Diakon Bernhard Groß zu den Mitgründern unseres Vereins gehört und sein Enkel Thomas ebenso Mitglied unseres Vereins ist wie unser ehemaliger Pastor Werner Bering, kann ich Nikolaus Groß sowohl aus einem familiären als auch aus einem geistlichen Blickwinkel betrachten. Als Christ und Familienvater von zwei inzwischen erwachsenen Kindern ist mir Zwiespalt zwischen seinem christlich motivierten Widerstand gegen das nationalsozialistische Unrechtssystem und die Sorge um seine Familie sehr nahe. 


Was ist für Sie die wichtigste Lebensbotschaft des Nikolaus Groß?

!!!: Dass es Sinn macht an der Frohen Botschaft des christlichen Glaubens, allen äußeren Widrigkeiten und Beeinträchtigungen, durch politische Strömungen und innerkirchliche Probleme festzuhalten, auch dann, wenn das nicht mehr als zeitgemäß angesehen wird. Mich lehrt Nikolaus Groß, mit seinem Lebensbeispiel, mit meiner selbst gesteckten Toleranz, meinen Glauben in meinem Leben zu verwirklichen. Das bedeutet für mich, dass ich ein engagiertes Mitglied einer lebendigen Gemeinde bin.


Was können wir als Gesellschaft von Nikolaus Groß lernen?

!!!: Seine Wertungen über Toleranz, politische Selbstbestimmung und den christlichen Glauben braucht man auch 75 Jahre nach seinem Tod nicht zu übersetzen, weil sie für sich stehen und auch heute gut verstanden werden können. Nikolaus Groß appelliert auch an uns: „Öffne die Augen. Betrachte die Welt um dich herum und ziehe daraus die Konsequenzen, die sich für dich aus deinem christlichen Glauben ergeben.




INFO: Weitere Informationen zum 2015 gegründeten Museum des Vereins Nikolaus-Groß-Niederwenigern e.V., das jeweils am dritten Sonntag des Monats zwischen 10.30 Uhr und 12.30 geöffnet ist, finden Interessierte auf der Internetseite: www.nikolaus-gross.org. Über diese Internetseite kann man sich auch für Führungen und Vorträge anmelden mit dem Verein Kontakt aufnehmen, wenn man seine Arbeit unterstützen möchte. Neue Mitglieder und Helfer sind Michael Kriwet und seinen Vereinskollegen immer willkommen. Das Nikolaus-Groß-Haus am Domplatz 2a in Hattingen-Niederwenigern ist von Essen aus mit der Buslinie 166 und vom Hattinger Bahnhof aus mit der Buslinie 141 erreichbar.


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