Thomas Michael Wessel
Foto: Walter Schernstein
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Am 26. Juni feiert der Haus,- Wohnungs- und Grundeigentümerverein Haus und Grund in der Stadthalle, musikalisch begleitet von der Big-Band der Otto-Pankok-Schule, sein 125-jähriges Bestehen. Im Gespräch mit der Mülheimer Woche erklärt dessen ehrenamtlicher Vorsitzender Thomas Michael Wessel, was der Verein der örtlichen Haus- und Grundeigentümer bewegt hat und was seine Mitglieder bewegt.
Wie ist Haus und Grund in Mülheim nach 125 Jahren zu dem geworden, was es heute ist?
Wie ist Haus und Grund in Mülheim nach 125 Jahren zu dem geworden, was es heute ist?
Wessel: Haus und Grund ist stetig gewachsen. Wir haben im Dritten Reich schwere Zeiten zu verkraften gehabt. Und nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Eigentumssituation ganz neu gebildet, so dass der Verein für alle zum Ansprechpartner geworden ist, die Eigentum geschaffen haben und in diesem Zusammenhang auch der juristischen Beratung bedürfen. Darüber hinaus haben wir vor 50 Jahren eine GmbH gegründet, die Immobilien verwaltet. Aber Ziel des Vereins ist es, unseren heute knapp 4000 Mitgliedern in allen Fragen rund um ihre Immobilie Rat und Hilfe zu geben. Knapp 4000 Vereinsmitglieder zu haben, das ist in einer Stadt mit 172.000 Einwohnern eine gute Quote. Das hat auch damit zu tun, dass Mülheim eine beliebte Wohnstadt ist, in der im Laufe der Nachkriegsjahrzehnte viel Eigentum geschaffen worden ist.
Warum engagieren Sie sich im Verein und warum sollte man als Haus- und Grundeigentümer Mitglied Ihres Vereins sein?
Warum engagieren Sie sich im Verein und warum sollte man als Haus- und Grundeigentümer Mitglied Ihres Vereins sein?
Wessel: Unsere Geschäftsführung und unser ehrenamtlicher Vorstand beschäftigen sich hochprofessionell mit Immobilien und können deshalb fundierte Informationen geben, die einen weiterbringen, wenn man eine Immobilie besitzt oder Immobilien verwaltet. Mir gefällt, dass Haus- und Grund ein bundesweit aufgestellter Fachverband ist, der über viele hochkompetente Vertreter verfügt, die nicht nur mich, sondern alle Vereinsmitglieder mit ihrem Wissen bereichern und eine sehr gute und engagierte Lobbyarbeit für die Interessen der Haus- und Grundeigentümer leisten. Deshalb legen wir auch Wert darauf, zu unseren Mitgliederversammlungen Fachreferenten aus allen Gliederungen des Verbandes einzuladen.
Apropos Lobby. Was steht auf dem politischen Wunschzettel von Haus und Grund?
Wessel: Kürzlich konnte ich bei unserem Verbandstag an einer Diskussion zur Neuberechnung der Grundsteuern teilnehmen, bei dem wir unter anderem dem Bundesfinanzminister Olaf Scholz unsere Sorgen und Interessen vortragen konnten. Das war sehr wertvoll und hilfreich. Die Anhebung des Mülheimer Grundsteuersatzes um 39 Prozent ist natürlich ein kräftiger Schluck aus der Pulle, über den wir Haus- und Grundeigentümer nicht glücklich sind. Ich verstehe auch die finanziellen Probleme der Stadt. Die Haus- und Grundeigentümer können mit ihren Immobilien nicht weglaufen. Deshalb kann man leicht auf sie zurückgreifen. Aber das löst natürlich eine Kettenreaktion aus, von der auch die Mieter betroffen sind. Und man sollte in der Politik keine Entscheidung als alternativlos darstellen, sondern sich im Zweifel der Mühe unterziehen, so lange über eine Alternative nachzudenken, bis man sie gefunden hat.
Bezahlbarer Wohnraum ist eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen Aufgaben. Welchen Beitrag leisten die privaten Haus- und Grundeigentümer auf diesem Feld?
Wessel: Die Statistik spricht eine klare Sprache. Während die großen privaten Wohnungsbaugesellschaften in den letzten zehn Jahren bei den Mieten deutlich draufgesattelt haben, sind die Mieten der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften nicht ganz so stark, aber die Mieten der privaten Hauseigentümer im Vergleich zu den beiden anderen Anbietergruppen nur unterdurchschnittlich angehoben worden. Das hat einen sehr einfachen Grund. Private Vermieter haben ein ausgeprägtes Interesse daran, ein gutes Verhältnis zu ihren Mietern zu haben und sie als zuverlässige Mieter im eigenen Haus zu halten. Ich kenne private Hauseigentümer, die deshalb seit zehn Jahren ihre Grundmieten nicht erhöht haben. Wenn ich höre, dass in München Mieten von 18 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden, dann wird Wohnraum natürlich unbezahlbar. Das ist im Ruhrgebiet nicht der Fall. Aber hier gibt es zu wenig Wohnraum und es könnte mehr gebaut werden. Das hat aber auch mit den bürokratischen, rechtlichen und energetischen Auflagen zu tun, denen sich Bauherrn ausgesetzt sehen und die es ihnen oft fast unmöglich machen, ihren Wohnraum rentierlich zu vermieten. Bauwilligen werden einfach zu viele Knüppel in den Weg gelegt. Und die Stadt muss natürlich auch Bauland ausweisen. Ich habe im Rahmen des von der damaligen Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld initiierten Leitbildprozess eine Arbeitsgruppe geleitet, die konkrete Vorschläge dazu gemacht, die aber leider von der Politik nicht aufgegriffen worden sind.
Zur Person: Der Rechtsanwalt und Notar a.D. Thomas Michael Wessel gehört dem Eigentümerverein Haus und Grund seit fast 30 Jahren an. Nach einigen Jahren als Beiratsmitglied wurde er 1999 in den Vorstand und 2003 zum Vorsitzenden von Haus und Grund in Mülheim gewählt. Darüber hinaus ist er stellvertretender Vorsitzender des Haus-und-Grund-Regionalverbandes Ruhr.
Dieser Text erschien am 31. Mai 2019 im Lokalkompass der Mülheimer Woche
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