Sonntag, 2. Juni 2019

Vater ist der Beste


„Um Himmels Willen, wer macht an Christi Himmelfahrt so höllischen Lärm?“ Das denke ich, während ich am Feiertag mit meiner Mutter das Haus verlasse und von grölenden und trinkfesten Herrn willkommen geheißen werde, die sich vor einer reichlich beschallten Kneipe zuprosten und sich gegenseitig versichern, dass sie die Größten sind. Was für die einen Christi Himmelfahrt, ist für die anderen Vatertag.

Was wohl der Vater im Himmel zum bunten und oft hochprozentigem Treiben seiner iridischen Kollegen sagt? Wahrscheinlich schweigt er und lächelt milde. Ihm ist ja seit Menschengedenken nichts menschliches fremd, weshalb er, siehe Weihnachten, Ostern und Christi Himmelfahrt, seinen Sohn zu uns auf die Erde dann wieder zurück ins Himmlische Jerusalem  kommen ließ. Wer die Frohe Botschaft kennt und ernst nimmt, siehe Hochzeit von Kanaa, Speisung der 5000, Heimkehr des verlorenen Sohnes und Abendmahl, der weiß, dass gesellige Lebensfreude auch in ernsten Lebenslagen, das Fundament der christlichen Glaubensüberlieferung darstellen.

Auch wenn ich an dieser Stelle mit meinem theologischen Latein am Ende bin, werden mir der Vater im Himmel und der Heilige Vater in Rom sicher nicht widersprechen, wenn ich ihren lebenslustigen Kollegen als Geschlechtsgenosse und Christenmensch rate, es nicht nur an Chrisi Himmelfahrt nicht zu toll zu treiben, damit sie am Ende eines langen Vatertages nicht ihr blaues Wunder erleben, weil ihre Frau und Kindsmutter ihnen mit  heiligem Zorn daheim die Hölle heiß macht oder sie, Gott bewahre, zum Teufel jagt.

Dieser Text erschien am 1. Juni 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung

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