Klaus Möltgen |
Klaus
Möltgen. Ältere Mülheimer kennen den Christdemokraten, der am 22. Juni seinen
80. Geburtstag feiert. Sich selbst und seiner Partei hat es der Partei- und
Fraktionsvorsitzende der siebziger, achtziger und frühen neunziger Jahre nie
leicht gemacht. Der pensionierte Lehrer und Hochschullehrer, der das politische
Geschehen nicht nur in seiner Heimatstadt Mülheim kritisch verfolgt, zählt sich
selbst zum christlich-sozialen und linken Flügel der CDU. Als Möltgen,
Großvater Joseph Brüggemann 1945 zu den Gründern der Mülheimer CDU gehörte,
1993 gegen den Willen seiner Partei für das Amt des Stadtdirektors kandidierte
und anschließend mit dem Wahlbündnis Unabhängiger Bürger (WUB) eine eigene
Fraktion bildete und 1994 mit der WUB zur Kommunalwahl antrat, schloss ihn
seine Partei aus. Doch in den Jahren seines Kölner Exils wurde er wieder in die
CDU aufgenommen. Er kehrte nach Mülheim zurück. Heute wohnt er mit seiner
Lebensgefährtin in Broich. Mit Sorge sieht der Historiker und Germanist den
Zustand der Volksparteien und unserer Demokratie, auch in Mülheim. „Wir dürfen
nie wieder Weimarer Verhältnisse bekommen“, sagt er mit Blick auf die
Zersplitterung des Stadtrates. Gerne sähe er es deshalb, wenn die 1999 von den
Verfassungsrichtern gekippte Fünf-Prozent-Hürde bei Kommunalwahlen durch eine
2,5-Prozent-Hürde in milder Form reaktiviert würde. „Es kann doch nicht sein,
dass man mit 600 Stimmen schon ein Ratsmandat bekommt“, findet er. Die
ebenfalls 1999 eingeführte Direktwahl des Oberbürgermeisters begrüßt er als
„Stärkung der Bürger“. In diesem Sinne plädiert Möltgen für mehr
Basisdemokratie. Das zum Beispiel das Friedhofskonzept der Stadt ohne
Bürgerbeteiligung abgehandelt wird, bringt ihn in Rage. „Die
Bezirksbürgermeister dürfen nicht nur anlassbezogen zu Bürgerversammlungen einladen,
wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Wir brauchen in den
Stadtteilen regelmäßige Bürgerversammlungen, bei denen alle Bürger zu allen
Themen Rede- und Antragsrecht haben. Nur so können wir alle Einwohner der Stadt
wieder an die Demokratie heranführen und zur Bürgerkommune werden“, glaubt
Möltgen.
Dieser Text erschien am 22. Juni 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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