Wenn ihr Kollege in den nächsten Tagen
und Wochen unausgeschlafen oder mit viereckigen Augen ins Büro kommt und in so
manchen Familien ein heftiger Streit um die Fernbedienung ausbricht, weil sich
Sportmuffel und Fußballfans unversöhnlich das Feld vor dem Fernsehgerät
streitig machen, dann liegt das an der heute in Russland beginnenden
Fußball-Weltmeisterschaft. Ob Grillkohle, Schokoriegel, Limonade oder
Brotaufstrich. Alles wird uns in diesen Tagen im schwarz-rot-goldenen
Fußball-Design schmackhaft gemacht.
Erstaunlich. 22 Männer kämpfen um einen
Ball und versuchen ihn im gegnerischen Tor zu versenken. Klimawandel, Staatsverschuldung, Strafzölle,
demografischer Wandel, Vermüllung der Meere, Krieg und Frieden. Das alles kann
jetzt erst mal warten. Wir wollen Tore sehen, ob im Stadion oder in der
Fankurve auf der Couch daheim. Warum ist Fußball weltweit so erfolg- und damit
in unseren ökonomisierten Zeiten auch so ertragreich? Ganz einfach. Es ist ganz
einfach, für alle nachzuvollziehen und mit klaren Regeln ausgestattet, über die
unparteiische Schiedsrichter wachen und denen sich die Akteure auf dem
Spielfeld nicht entziehen können. Wer gut spielt, schießt Tore und gewinnt. Wer
sich daneben benimmt, bekommt eine gelbe und dann eine rote Karte und fliegt
vom Platz. So klare Regeln würde man sich auch auf anderen Spielfeldern unserer
Welt wünschen.
Dieser Text erschien am 14. Juni 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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