Mittwoch, 13. Juni 2018

Ein Schulbeispiel fürs Leben

Als ich gestern in der NRZ las, dass die Stadt und die Mülheimer Energiedienstleistungsgesellschaft Medl Kinder zu einem Mitmach-Zirkus einladen, kam mir spontan der Gedanke: Endlich erkennt mal jemand die Zeichen der Zeit. „Also lautet ein Beschluss:

Dass der Mensch was lernen muss“, wusste uns schon Meister Wilhelm Busch in seinen Max-und Moritz-Geschichten mitzuteilen:  So weit würden ihm bis heute alle Pädagogen und Eltern zustimmen.


Aber was soll man heute fürs Leben lernen? Wer schon etwas länger auf der Welt ist, weiß, dass sich das wahre Leben jeder Schulweisheit entzieht und zuweilen, wie der reinste Zirkus funktioniert, in dem nicht die klugen Köpfe, sondern so mancher dumme August oder Drahtseiltänzer den Ton und die Richtung vorgeben und nebenbei das eine oder andere Raubtier in Schach gehalten werden muss, damit es zu keinem größeren Unglück kommt.


Stadt und Medl haben also recht: Wer etwas fürs Leben lernen will, muss in die Zirkuslehre gehen, um etwa zu lernen, wie man einen Drahtseilakt bewältigt, sich als Dompteur klug und furchtlos große Tiere vom Leibe hält oder als Clown auch dann noch als letzter lacht und gute Miene zum bösen Spiel macht, ohne sein eigenes Ziel und seine eigene Dramaturgie aus dem Auge zu verlieren. Denn nur so bringt man am Ende seine Zuschauer zum Lachen und begeistert applaudieren zu lassen.


Dieser Zexz erschien am 13. Juni 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung

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