Schlager, die weiße Winterlandschaften besingen sind Legende. Die Arbeit, die der Winter mit Schnee und Eis den 30 Mitarbeitern der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft macht, ist eine eiskalte Tatsache.
Es ist ein- oder zwei Uhr in der Nacht. Draußen ist es dunkel und kalt. Doch Sie stehen auf und beginnen eine Stunde später mit Ihrer Arbeit. Sie fahren mit einem Streu- oder Räumfahrzeug drei Stunden über zum Teil spiegelglatte Straßen, damit ihre ausgeschlafenen Nachbarn spätestens ab sechs Uhr zur Arbeit, zum Einkaufen oder in den Urlaub fahren können.
"Niemals!", sagen Sie!? "Immer wieder!", sagen die Mitarbeiter des MEG-Winterdienstes, wenn sie im Schnee- und Eisfall mit ihren 16 Streu- und Räumfahrzeugen bis zu drei Stunden lang die insgesamt 685 Mülheimer Straßenkilometer für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger freimachen, die nach ihnen kommen.
Wenn es besonders heftig schneit und vereist, wie etwa in den Wintern 1978, 1985 und 2010, kann der für den Tourenplan zuständige Logistikleiter der MEG, Dirk Eurskens, auf bis zu 51 weitere Kollegen zurückgreifen, die dann an die glatte Schnee- und Eisfront müssen.
"Wir halten in unseren Lägern bis 2500 Tonnen Streusalz und 420 Kubikmeter Sole bereit. Im letzten Winter haben wir 900 Tonnen Salz streuen müssen", erklärt Eurskens.
Gemeinsam durch den Winter
"Aus ökologischen Gründen wollen wir möglichst wenig Salz streuen, weil das Streusalz auch das Straßengrün angreift. Obwohl das Frauenhofer-Institut dazu forscht, haben wir als kommunales Entsorgungsunternehmen noch keine umweltfreundliche Alternative zum Streusalz. Angesichts der Umweltschädlichkeit dürfen private Haus- und Grundstückseigentümer im Winter auch nur dann Salz streuen, wenn sie auf Ihrem Grundstück Treppen oder Rampen entglätten. Auf Bürgersteigen darf man nur das umweltverträgliche Ton- oder Sandgranulat streuen, das es im Baumarkt zu kaufen gibt", erklärt MEG-Geschäftsführer Timo Juchem.
Sein Geschäftsführungskollege, Günther Helmich, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Hauseigentümer dazu verpflichtet sind, den Bürgersteig vor ihrem Haus im Schnee- und Eisfall werktags zwischen 7 und 20 Uhr und am Wochenende zwischen 9 und 12 Uhr begehbar zu halten.
Nach seiner Erfahrung klappt die Winterdienst-Kooperation zwischen den Mülheimer und der MEG relativ gut. Winterbedingte Hals- und Beinbrüche, sagt Helmich, seien auf Mülheims Bürgersteigen eher selten. Und er nutzt die Gelegenheit, um an die Vernunft und Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger zu appellieren, indem er betont: "Man sollte im Winter natürlich auch mit jahreszeitgemäßem Schuhwerk und entsprechender Bereifung unterwegs sein. Sonst kommt man im Fall der Fälle mit einer Schadensersatzklage nicht weit."
Moderne Technik
Mit Schippe, Eimer und Kehrblech käme der Winterdienst der MEG natürlich nicht weit. Wenn dessen Mitarbeiter zwischen dem 1. November und dem 31. März damit rechnen müssen, nach einer entsprechenden Wetterprognose, kurzfristig auf die kalten Straßen der Stadt geschickt zu werden, stehen ihnen Fahrzeuge zur Verfügung, die mit Sole- und Salzcontainern, aber auch mit einem Bordcomputer und einer Unterbodensonder ausgestattet sind. "Diese computergesteuerte Sonde misst die Temperatur auf dem jeweiligen Straßenabschnitt und dann reguliert der Kollege Computer, den Einsatz des Streusalzes", erklärt Logistikleiter Dirk Eurskens.
Klimawandel zeigt sich
Last, but not least machen die beiden MEG-Geschäftsführer Juchem und Helmich deutlich, dass der Klimawandel auch den Winterdienst und darüber hinaus alle Jahreszeiten beeinflusst. Weil sich die globalen Temperaturunterschiede im Rahmen der Klimaerwärmung immer weiter anglichen und sich Luftströmung und Golfstrom verlangsamten, müssten wir immer öfter mit lange anhaltenden Wetterlagen rechnen.
Mülheimer Woche, 03.12.2021
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