Gestern hörte ich zwei Nachbarskinder darüber diskutieren, dass der Nikolaus in ihrer Grundschule gar kein Nikolaus, sondern ein ihnen bekannter Lehrer sei. Früher fieberte ich dem Nikolaustag entgegen und ließ mein kindliches Sündenregister („Die Schwester an den Haaren gezogen und das Kinderzimmer trotz mehrfacher Ermahnung der Mutter nicht aufgeräumt“ Revue passieren. In meiner Erinnerung bin ich ein erschreckend braves Kind gewesen. Wahrscheinlich konnte ich dem Nikolaustag deshalb auch immer getrost und mit froher Erwartung entgegen sehen.
Es muss mein fünfter oder sechster Nikolaustag gewesen sein, als ich das schönste Nikolausgeschenk meines Lebens, ein altes Telefon mit Drehscheibe auf meinem Teller präsentiert bekam. Das schmeckte mir besser als jedes Marzipanbrot. Doch an diesem Nikolaustag begriff ich auch, dass die Geschenke wohl nicht vom Nikolaus, sondern von meiner Mutter kamen. Denn das alte Telefon, das für die nächsten Jahre mein liebstes Spielzeug werden sollte, erkannte ich als unser altes Telefon, das inzwischen durch ein neues mit Tasten ersetzt worden war. Doch das schmälerte meine Freude kein bisschen.
NRZ, 07.12.2017
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