Wie wird es sich 2025 in Mülheim wohnen? Sozialdezernent Ulrich Ernst (59) wagt einen Blick in die Zukunft. Er beschreibt seine Idee vom Zusammenleben der Generationen im Mülheim von morgen.
Wie wollen Sie selbst wohnen, wenn Sie alt sind?
Ich bin schon alt. Und ich möchte so wohnen, wie ich jetzt wohne: zentral und mit Blick auf meine Nahversorgung fußläufig. Allerdings wohne ich derzeit in der 2. Etage eines Hauses ohne Aufzug. Vielleicht muss ich da noch einmal umziehen.
2025 werden bereits 27 Prozent der Mülheimer 65 und älter sein. Was bedeutet das für die Wohnkultur in unserer Stadt?
Wir brauchen Wohnquartiere, die sich durch Erreichbarkeit und Zugänglichkeit auszeichnen, wenn es um den Besuch des Hausarztes, des Friseurs, um den Einkauf oder um eine Physiotherapie geht. Auch Bring- und Holdienste werden keine Frage der Bequemlichkeit, sondern der Notwendigkeit sein.
Wie bereitet sich die Stadt auf diese Herausforderung vor?
In dem wir schon heute Netzwerke der Generationen initiieren, in denen wir alle relevanten Akteure eines Stadtteils zusammenbringen, damit sie eigene Initiativen entwickeln und Bedarfe formulieren. Solch eine Entwicklung kann man nicht von oben herab für die gesamte Stadt verordnen. So etwas muss sich von unten aus den Stadtteilen heraus aufbauen.
Wie können die mehr werdenden Alten und die weniger werdenden Jungen auch 2030 friedlich zusammenwohnen?
Wir brauchen Orte, an denen sich Menschen begegnen können und wir brauchen bezahlbaren Wohnraum. Dort, wo alte und junge Menschen sich begegnen, können persönliche Bindungen entstehen, die zum Beispiel dazu führen kann, dass die alte Frau dem kleinen Kind von nebenan vorlesen und der junge Familienvater den einen oder anderen Einkauf für die alte und alleinstehende Nachbarin erledigen könnte.
Welche Wohnformen wird es im Mülheim von Morgen geben?
Wir werden weiterhin eine sehr differenzierte Wohnlandschaft haben. Weil auch eine ältere Stadtgesellschaft aus unterschiedlichen Menschen mit individuellen Bedürfnissen bestehen wird. Da werden wir Mehrgenerationen-Häuser und Alten-WGs ebenso haben wie die kleinen Apartments, in denen alleinstehende Senioren leben, die ganz bewusst allein wohnen und ihre Ruhe haben wollen. Angesichts langfristig sinkender Renten wird es auch mehr arme Rentner geben. Die soziale Spaltung der Stadt wird sich fortsetzen und sie wird nur durch das Beibehalten der jetzt erreichten Achtsamkeit für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Wohn- und Stadtquartiere abgefedert werden können. Mülheim wird eine Stadt mit weniger Menschen und mehr kleinen Haushalten werden.
NRZ, 03.06.2016
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Die Demokratie ins Bild gesetzt
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Das beherzigten jetzt 50 Schülerinnen und Schüler der Realschule an der Mellinghofer Straße und setzten...
-
Jan Sensky vor seinem Dienswagen Wenn Sie ein altes Möbel- oder Kleidungstück oder auch Geschirr zu Hause stehen haben, die noch gut zu ...
-
Der 30. und 31. Januar ist in meinem Kalender rot angestrichen", erzählt Familienforscherin Bärbel Essers. Dass das so ist, hat mit der...
-
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.” Auch dieses Volkslied dürfte die Schildberger Sing- und Spielschar ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen