Sonntag, 26. Dezember 2021

Der Geist der Weihnacht

Manchmal habe ich den Eindruck, je weniger Menschen mit der Frohen Botschaft des Jesus von Nazareth etwas anfangen können, desto eher startet die Weihnachtsdekoration in unseren Ortszentren und die geradezu aggressive Weihnachtswerbung auf allen medialen Kanälen, deren Zahl sich täglich erhöht. Auch das Weihnachtsgebäck landet scheinbar immer früher in den Regalen unserer Supermarktregalen. 

So entdecken auch Menschen, die sich das Jahr über mit starken Ellbogen beim Tanz um das Goldene Kalb einen Platz an der Sonne verschaffen, entdecken in der Adventszeit ihr weiches Herz und ihre Menschlichkeit. Handelt es sich hier um Heuchelei und Scheinheiligkeit oder um den Ausdruck einer tiefen Sehnsucht nach den eigenen guten Kern, der uns Mensch sein und bleiben lässt, weil wir im tiefsten Innern wissen, dass wir nur dann wirklich gut leben können, wenn wir auch unseren Mitmenschen ein gutes und würdiges Leben zugestehen und im Rahmen unserer Möglichkeiten verschaffen. Wenn ich jetzt über Weihnachtsgeschenkaktionen der Luisenschule, der Caritas und der Neuen Ruhrzeitung berichten konnte, die unseren Mitmenschen auf der Schattenseite des Lebens zugute kamen, entdeckte ich das immense menschenfreundliche Potenzial, das in uns schlummert und vielleicht äußerer Anlässe, wie dem des Weihnachtsfestes, bedarf, um erweckt und genutzt werden zu können. 

Sicher. Caritative Aktionen zur Weihnachtszeit können immer nur ein Tropf auf den heißen Stein der Not sein. Und doch sind diese guten Taten doch unbestreitbar das Licht am Ende des Tunnels, in den uns der Kulturpessimismus mit seiner immer wiederkehrenden Angst vor dem Untergang der menschlichen Zivilisation und des christlichen Abendlandes schickt. Sie sind ein Funke der Hoffnung, des Prinzips Hoffnung, das für uns alle lebensnotwendig ist, wenn wir sinnvoll leben und an den unbestreitbaren Widrigkeiten und Widdersprüchen des Lebens nicht verzweifeln und seelisch zerbrechen wollen. 

Gutes Leben durch Sinnerfüllung und Mitmenschlichkeit, nicht nur zur Weihnachtszeit, hat Papst Franziskus in seiner jüngsten Weihnachtsbotschaft treffend auf den Punkt, wenn er im Petersdom auch mit Blick auf die eigene Kirche und Kurie feststellte: 

«Weinen wir nicht der Größe nach, die wir nicht haben. Hören wir auf, zu jammern und lange Gesichter zu machen, und lassen wir ab von der Gier, die uns immer unbefriedigt lässt. Es sei wichtig, den Menschen durch Arbeit Würde zu verleihen, erklärte er. Sie seien Herr und nicht Sklave der Arbeit. An dem Tag, an dem wir das Kommen des Lebens feiern, wollen wir erneut sagen: keine weiteren Todesfälle bei der Arbeit. Setzen wir uns dafür ein. Nur wenn wir dienen und unsere Arbeit als Dienst verstehen, können wir wirklich für alle nützlich sein»

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