Mitte Dezember erscheint im Aschendorff-Verlag ein Buch, in dem die Historikerin Monika von Alemann-Schwartz Leben und Werk der Architekten Hans Großmann und Arthur Pfeifer beleuchtet, die für Mülheim prägende Bauten, unter anderem das Rathaus, die Stadthalle, den Wasserbahnhof, den Altenhof, die Wasserburg der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft und die Wasserkraftwerke Kahlenberg und Raffelberg geschaffen haben.
Mit ihrem vom Geschichtsverein herausgegeben und 287 Seiten starken Buch: „Die Architekten Pfeifer und Großmann – Bauten und Entwürfe 1905-1949“ stellt uns Monika von Alemann-Schwartz, die auch mit Büchern über die Geschichte des Evangelischen Krankenhauses und der Mülheimer Augenklinik hervorgetreten ist, zwei kreative, umtriebige und gesellschaftlich wie politisch gut vernetzte Architekten, vor.
Der 1879 in Zürich geborene Hans Großmann lernte den gleichaltrigen und aus Karlsruhe stammenden Arthur Pfeifer 1905 über seinen Lehrherrn, den Architekten Hermann Billing kennen. Die beiden Architekten gründeten 1905 in Karlsruhe ihr gemeinsames „Atelier für Baukunst, Gartenbau und Kunstgewerbe“. Das Architektenbüro, das ab 1918 eine Mülheimer Niederlassung erhielt, sollte bis zu Großmanns Tod im Jahr 1949 bestehen.
Während Pfeifer in seiner Heimatstadt Karlsruhe blieb, zog sein Kollege Großmann auch privat 1926 nach Mülheim und gehörte dort ab 1941 dem Stadtrat an. Großmann starb 1949. Pfeifer sollte ihn um 13 Jahre überleben. Anders, als sein Kollege, wurde Pfeifer im Rahmen der Entnazifizierung nicht als „unbelastet“, sondern als „Mitläufer“ des NS-Regimes eingestuft,
Sein Enkel Matthias Pfeifer sollte ab 2008 an den Ruhrbania-Planungen beteiligt werden.
Von Alemann-Schwartz zeigt uns auch die Schattenseiten des Erfolgs. Vor allem mit Blick auf den Rathausbau (1911 bis 1916) und angesichts der hochwertigen Materialien, die auch beim Bau der Stadthalle (1923-1925) verwendet wurden, sahen sich die Architekten und ihre Auftraggeber, Oberbürgermeister Paul Lembke und Baudezernent Arthur Brocke, einer massiven öffentlichen Kritik an der Finanzierung der repräsentativen Bauten ausgesetzt. Hinzu kam, dass Pfeifer und Großmann, wohl aufgrund der Lobbyarbeit, ihres Förderers, des Jury-Mitglied Hermann Billing, den Zuschlag erhielt, obwohl ihr Konzept im Rahmen des Architekten-Wettbewerbs nur den dritten Platz belegt hatte.
Dabei konnten Lembke und Brocke darauf hinweisen, dass der Stadthallenbau als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen diente und zum Teil durch Bürger Spenden und mit Hilfe von selbst gedrucktem Mülheimer Notgeld finanziert worden war. Außerdem waren Pfeifer und Großmann, im Luisental und in der Saarnberg Siedlung auch an wegweisenden Wohnungsbauten für die breite Bevölkerung beteiligt.
In den Biografien der Architekten Pfeifer und Großmann, die 1943 die weitgehende Zerstörung ihrer Baukunst erleben mussten, spiegeln sich die tragischen Wechselfälle deutscher Geschichte. Während ihr langjähriger Auftraggeber Arthur Brocke, als Regimegegner 1933 von den Nazis mit einer Rufmordkampagne in den Selbstmord getrieben wurde, traten Pfeifer und Großmann 1933 in die NSDAP ein und gehörten weiter zum Establishment der deutschen Architekten, die unter anderem von Hitler zu Städtebauwettbewerben eingeladen und von Albert Speer an Wiederaufbauplänen beteiligt wurden.
Monika von Alemann-Schwartz’ Buch über die Architekten Arthur Pfeifer und Hans Großmann wird für 24,80 Euro im Buchhandel erhältlich sein.
NRZ/WAZ, 14.12.2021
Mülheim: Wie zwei bedeutende Baumeister das Stadtbild prägen - nrz.de
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