Müller Menden. Der Name steht in Mülheim für gute bürgerliche
Küche im Grünen. Wir schauen auf die Gaststätte, die seit 2008 von Nicola Riese betrieben wird. Den Namen
ihres Restaurants hat sie vom Viehhändler Friedrich Müller übernommen. Als Friedrich
Müller die Gaststätte betrieb, wie sie sich dem Betrachter im Jahre 1925
darstellte, hieß sie noch “Zur Grünen Esche“. Dieser Name lässt sich urkundlich
bis 1772 zurückverfolgen. Die historische Fotografie stammt aus der Fotosammlung
des Mülheimers Udo Burkhard Richter. Diese Fotografie hat Richter für das
Juni-Blatt seines für 2019 herausgegebenen Kalenders „Mülheim in alten
Ansichten“ ausgewählt.
Die Fotografie entstand in dem Jahr, als Mülheims Stadthalle
gebaut und der Flughafen Essen/Mülheim eröffnet wurde. Im Jahr 1925 verließen
auch jene französischen Soldaten Mülheim, die die Stadt an der Ruhr 1923 im
Auftrag ihrer Regierung besetzt hatten, um die Reparationslieferungen der
Mülheimer Kohlezechen zu überwachen.
Auch der damalige Oberbürgermeister Paul Lembke wird sicher
mit seinem Automobil an der Mendener Straße vorgefahren sein, um bei Müller
Menden einzukehren. Vielleicht hat er aber auch wie seine Mitbürger gerne den
einen oder anderen Spaziergang an der Ruhr unternommen und sich anschließend
mit der Einkehr bei Müller Menden belohnt. Damals konnte man bei Friedrich
Müller an der Mendener Straße übrigens nicht nur gut essen und trinken, sondern
auch in einem 1974 abgebrannten Saal tanzen.
Zwei Jahre nach dieser Aufnahme legte unweit von Müller
Menden an der Haltestelle Hahnenfähre erstmals ein Schiff der damals
gegründeten Weißen Flotte an. Damals wie heute zeigt sich Mülheim im 811
erstmals urkundlich erwähnten Menden von seiner grünen und ländlichen Seite.
Fußläufig erreichbare Ausflugsziele wie Müller Menden waren für die 127.000
Menschen, die vor 94 Jahren in Mülheim lebten noch wichtiger als heute. Von
einer Spritztour mit dem eigenen Auto oder gar von einer Urlaubsreise konnten
die meisten Mülheimer 1925 nur träumen. Sie waren deshalb darauf angewiesen,
sich am arbeitsfreien Sonntag oder nach Feierabend in ihrer eigenen Stadt vom
anstrengenden Arbeitsalltag, zu erholen. Wer unterwegs sein wollte musste zu
Fuß gehen oder mit der 1897 eingerichteten Straßenbahn fahren. Nach dem Zweiten
Weltkrieg konnte man Müller Menden auch mit dem Bus erreichen.
Dieser Text erschien am 28. Januar 2019 in der NRZ
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