Wie aktuell
Gerhard Tersteegen doch ist. Die Tersteegens Texte und Ulrich Kellermanns
Erläuterungen lesende Schauspielerin Maria Neumann, die Sopranistinnen Gela
Brinckenstedt und Clementine Jedinsky und die Instrumentalisten Gijs Burger
(Orgel) und Katja Dolainsky (Viola da Gamba) zeigten es ihren Zuhörern am
Montagabend in der leider nur mäßig besuchten Petrikirche.
Der Abend,
der den am 3. April 1769 in Mülheim verstorbenen Dichter, Seelsorger und
Naturheilpraktiker Tersteegen lebendig werden ließ, war ein geistliches und
sinnliches Erlebnis. Natürlich fehlten Tersteegens vertonte und weltberühmten
Gedichtzeilen: „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“
und: „Gott ist gegenwärtig“ nicht. Doch nicht nur die musikalischen
Darbietungen waren hörenswert, auch die Musikalität, mit der die Schauspielerin
aus dem Ensemble des Theaters an der Ruhr Tersteegens Zeilen vortrug, zog ihre
Zuhörer ins Tersteegens Denkens und Leben hinein.
Wer den
poetischen Zeilen des 1697 in Moers geborenen Gerhard Tersteegen folgte, in
denen er über die Scheinheiligkeit seiner sich christlich nennenden
Mitmenschen, über die unendliche Liebe und Vergebungsbereitschaft Gottes und
über die Kraftquelle der Stille in einer lärmenden Welt nachdachte, der musste
dem Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises Gerald Hillebrand
zustimmen. Hillebrand sagte mit Blick auf die nun begonnene Veranstaltungsreihe
zu Tersteegens 250. Todestag: „Es ist gut, wenn wir jetzt Tersteegen neu
entdecken, den wir viel zu lange haben links liegen lassen. Denn er hat uns mit
seiner Spiritualität auch heute noch viel zu sagen.“
Dieser Text erschien am 23. Januar 2019 in NRZ/WAZ
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