Samstag, 28. April 2018

Wird es eine neue Ruhrtalbrücke geben? - Heinrich Krosse konstruierte in den 60er Jahren für Krupp die Ruhrtalbrücke: Jetzt fürchtet seine Tochter Sigrid Krosse um das bautechnische Erbe ihres Vaters, das sich in die Landschaft einfügt


Heinrich Krosse im Jahr 1970
Foto: privat
Als Sigrid Krosse jetzt las, dass das Land den Abriss der Ruhrtalbrücke prüft, versetzte ihr das einen Stich. „Mein Vater hat die Brücke in den 1960er Jahren mit viel Aufwand und einer filigranen Architektur geplant. Er legte Wert darauf, dass sie sich unaufdringlich in das schöne Ruhrtal einfügen sollte. Denn er war in seinem Herzen nicht nur ein Bauingenieur, sondern auch ein Künstler und Architekt“, sagt Heinrich Krosses Tochter.

Der Ingenieur, der im November 2017 im Alter von 98 Jahren verstorben ist, hatte die damals bundesweit als wegweisend gelobte Brücke, über die heute die Autobahn A52 verläuft, als Brückenbauer des Krupp-Konzerns konstruiert. Bei dem 100-Millionen-D-Mark-Projekt wurden 150.000 Tonnen Stahl und Beton verbaut. Sigrid Krosse kann sich noch an eine Führung im Sommer 1963 erinnern, bei der ihr Vater damals Bürgern erklärte, wie die Brückenteile ineinander geschoben wurden.

Der 1919 in Styrum geborene und an der RWTH Aachen ausgebildete Ingenieur war auch für den Bau der heutigen Schloßbrücke verantwortlich, die 1960 für den Verkehr frei gegeben wurde. Bis zur Pensionierung (1979) realisierte er für seinen Arbeitgeber Krupp weltweit Brückenprojekte.
Jetzt prüft der Landesbetrieb Straßen NRW den Abriss der Ruhrtalbrücke, um die A 52 sechsspurig ausbauen zu können. Das Projekt einer sechspurigen A 52 auf einer neuen Ruhrtalbrücke wird von vielen Verkehrsexperten und Umweltschützern als nicht zeitgemäß kritisiert, da so immer mehr Autoverkehr in den Ballungsraum Ruhrgebiet gezogen würde.

Als die 65 Meter hohe und 1830 Meter lange Ruhrtalbrücke 1966 in Betrieb genommen wurde, wurde sie täglich von rund 20.000 Autos befahren. Heute sind es, laut Straßen NRW, vier mal so viele.

Das Bundesverkehrsministerium geht von einem weiter ansteigenden Autoverkehr aus und prognostiziert, dass die 28 Meter breite Ruhrtalbrücke spätestens in zehn Jahren ihre Kapazitätsgrenze erreichen werde.

Dieser Text erschien am 28. April 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung

1 Kommentar:

  1. Ich (Jahrgang 1966) kenne die Brücke und liebe sie wegen ihrer filiganen Art sich in die Landschaft einzufügen. Sie sollte unter Denkmalschutz gestellt werden, den sie ist nicht nur Einzigartig, sondern auch einzig in ihrer Art. Ich habe schon einige Abrisse schöner Brücken erlebt, Aackerfähr-Brücke z.B., es muß Schluß sein mit der Vernichtung historisch-technisch-kulturellem Erbe.

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