Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, auch wenn er auf dem Wochenmarkt seinen täglichen Lebensmittelbedarf einkauft.
Bei der Markthändlerin meines Vertrauens, die nicht nur eine gute Kauffrau, sondern auch eine Frau mit Herz ist, finde ich nicht nur an diesem verschnupften Herbsttag zwischen Aufschnitt und Geflügelfrikadelle ein offenes Ohr für meine Husten,- Schnupfen-Heiserkeits-Krankengeschichte.
„Machen Sie sich nichts daraus. In 100 Jahren spricht da kein Mensch mehr drüber,“ tröstet sie mich. Was wären wir Männer ohne die so herrlich pragmatischen Frauen, die uns auch in unserem Leiden immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
„Du bist erkältet und hast Husten und Gliederschmerzen? Dann bring doch neben Brot, Kartoffeln, Eiern, Obst und Gemüse auch noch gleich Hustensaft und Bronchialtee mit. Apotheke und Teeladen liegen ja gleich auf dem Weg!“ Auch wenn sich morgen schon niemand mehr für unsere Leiden interessiert, liebe Artgenossen der Gattung männliches Beuteltier, genau so werden Er und Sie auch noch in 100 Jahren ihren Einkauf organisieren. Und so viel vertraute Kontinuität stimmt in Zeiten des rasenden Wandels tröstlich.
Dieser Text erschien am 6. November 2017 in der Neuen $Ruhr Zeitung
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