Mein Gesprächspartner erwartete mich um 8 Uhr. Der Tag fing gut an. Ich kam leicht aus den Federn, frühstückte gut und meine Bahn war pünktlich. Ich hatte zu viel Glück auf einmal. Denn auf der letzten Etappe meines Weges wurde ich von einer roten Ampel brutal ausgebremst. Ich habe nichts gegen rote Ampeln. Sie müssen ja den fließenden Verkehr in die richtigen Bahnen lenken und für Sicherheit sorgen.
Doch wenn man als termingesteuerter Fußgänger gefühlte 15 Minuten an einer roten Ampel steht und nur der Autoverkehr fließt, kann man als Fußgänger schon mal rot sehen, wenn die Zeit gnadenlos verrinnt und aus der Pünktlichkeit mal wieder Unpünktlichkeit wird, was nicht gerade imagebildend wirkt. Vielleicht hätte ich noch gerade pünktlich sein können, wenn ich die rote Ampel ignoriert und todesmutig die stark befahrene Straße überquert hätte. Gut, dass ich es nicht tat und für mein Image mein Leben aufs Spiel setzte, denn als ich im Büro meines Gesprächspartners eintraf, ließ der sich von seiner Sekretärin entschuldigen. Er stehe im Stau und brauche mindestens noch 15 Minuten bis zu seiner Ankunft.
Dieser Text erschien am 17. November 2017 in der Neuen Ruhr Zeitung
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