So
einen wie Helmut Schmidt, einen Krisenmanager, da sind sich Hans Meinolf
(Jahrgang 1930) und Günter Weber (Jahrgang 1935) einig, könnte ihre Partei und
ihr Land auch heute gut gebrauchen.
Wenn
man die beiden Sozialdemokraten danach fragt, warum die SPD unter ihrem Kanzler
Helmut Schmidt bei den Bundestagswahlen 1976 und 1980 mehr als 40 Prozent der
Stimmen gewinnen konnte, während bei der Bundestagswahl gerade noch auf etwas
mehr als 20 Prozent kam und bei aktuellen Meinungsumfragen nur noch mit 15
Prozent gehandelt wird, müssen der ehemalige SPD-Fraktionschef Meinolf und der
ehemalige Landtagsabgeordnete Weber nicht lange nach Antworten suchen. „Helmut
Schmidt war ein kluger und welterfahrener Krisenmanager, dem es nicht um
Gesetze, sondern um die Menschen ging“, erinnert sich Alt-Bürgermeister Weber,
der Schmidt bei einer Tagung des Seeheimer Kreises in der Evangelischen
Akademie Tutzing persönlich kennenlernte. „Helmut Schmidt hatte eine starke
Präsenz“, sagt Weber. Mit einem Augenzwinkern erzählt er, davon, dass der
Kanzler nach seiner Rede seine Zuhörer wissen ließ: „Ich wünsche keine dummen
Fragen!“
Wie
Schmidt tickte, macht Weber daran fest, wie er als Innensenator 1962 bei der
Hamburger Sturmflut agierte. „Da überschritt er einfach seine Kompetenzen und
nutzte seine Kontakte zur Bundewehr, um sich an Bord eines Huberschraubers erst
mal einen Überblick der Situation zu verschaffen und anschließend die
Rettungsaktionen von Bundeswehr, Feuerwehr und Polizei zu koordinieren.“
Beeindruckt hat Weber auch, dass Schmidt, der Journalisten gerne als
„Wegelagerer“ bezeichnet habe, nach dem Ende seiner Kanzlerschaft als
Mit-Herausgeber der Wochenzeitung Die Zeit selbst in den Journalismus wechselte
„und auch als bereits war dazuzulernen, weil ihm die Redaktion seine Monologe
und seine 12-Seiten-Manuskripte nicht durchgehen ließ.“
Der
ehemalige Mannesmann-Betriebsratschef Hans Meinolf erinnert sich gerne an die
Betriebsversammlungen, bei denen Schmidt als Minister wie als Kanzler in den
70er Jahren vor mehreren 1000 Mannesmännern sprach. „Wir mussten diese
Versammlungen einmal in der Stadthalle und einmal in der Luftschiffhalle am
Flughafen organisieren, weil die Unternehmensleitung den Sozialdemokraten
Schmidt nicht im Betrieb sehen wollte, sich aber anschließend gerne mit ihm im
Betriebskasino mit ihm traf“, berichtet Meinolf. Mit Wehmut erinnert sich
Meinolf an den verregneten 30. September 1982, als er bei einer
Solidaritätskundgebung für den vor Ablösung stehenden Kanzler vor Mitgliedern
der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in Bonn sprach. „Auch als
Kanzler hat Schmidt nie aus den Augen verloren, dass die SPD eine mit den
Gewerkschaften verbundene Arbeitnehmerpartei war, die Politik für die hart
arbeitenden Menschen in unserem Land machen wollte und machen musste. Schmidt
hätte sich nie wie seine sozialdemokratischer Nachfolger Gerhard Schröder als
Genosse der Bosse gesehen und dargestellt.“
Helmut
Schmidt wurde am 23. Dezember 1918 in Hamburg geboren. Sein Vater Gustav
arbeitete sich vom Hafenarbeiter zum Volksschullehrer hoch. Schmidt besuchte
die reformpädagogische Lichtwerkschule und studierte später Volkswirtschaft.
Als Wehrmachtsoffizier nahm er am 2. Weltkrieg teil und heiratete seine
Jugendliebe Hannelore (Loki) Glaser. Mit ihrem Lehrerinnen-Gehalt ermöglichte
seine Frau Loki Helmut Schmidt nach dem Krieg sein Volkwirtschaftsstudium und
damit den Beginn seiner beruflichen und politischen Karriere, die in der
Hamburger Stadtverwaltung und als Vorsitzender des Sozialistischen
Studentenbundes begann. 1953 zog Schmidt erstmals für die SPD in den Bundestag
ein. 1961 wurde zum Hamburger Innensenator berufen. Während der Großen
Koalition (1966-1969 führte er die SPD-Bundestagsfraktion. Nach der Bildung der
sozialliberalen Koalition (1969) wechselte er als Minister für Verteidigung,
Wirtschaft und Finanzen ins Bundeskabinett. Nach dem Rücktritt Willy Brandts trat
er 1974 dessen Nachfolge als Bundeskanzler an. Seine Amtszeit wurde von der Öl-
und Wirtschaftskrise, von der Nato-Nachrüstungsdebatte und vom Terror der RAF beherrscht.
Nach dem Ende seiner Kanzlerschaft war Schmidt ab 1983 Mit-Herausgeber der
Hamburger Wochenzeitung die Zeit. Fünf Jahre nach seiner Frau Loki starb Helmut
Schmidt im Jahr 2015.
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